Die Tafeln sind am Limit: „Die Situation ist gravierend“

Es wird immer schwieriger die Trolles zu füllen: Alle Tafeln im Nordkreis (hier ein Archivbild aus Munster) bekommen aktuell die direkten und indirekten Folgen des Ukraine-Krieges zu spüren. Foto: at

„Die Situation hat sich grundlegend geändert“, sagt Karl-Dieter Dehn, Leiter der Soltauer Tafel. Anfang April war bei den Tafeln Soltau und Schneverdingen zwar die Nachfrage leicht gestiegen, doch mit ausreichend Lebensmitteln war diese noch zu bewältigen gewesen. Währenddessen war in Munster die Lage bereits deutlich angespannter. Nun werde es immer schwieriger den Menschen zu helfen, geben alle Tafeln im Nordkreis an.

„Zahlen der Besucher haben sich in Schneverdingen mehr als verdoppelt”

Immer mehr Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, wenden sich an die Tafeln. Fritz-Peter Korte, der Leiter der Tafel in Schneverdingen, berichtet: „Die Situation ist gravierend, die Zahlen der Besucher haben sich mehr als verdoppelt. Das sind überwiegend geflüchtete Familien. Die Prozentzahl hat dramatisch zugenommen.“ Auch die Soltauer Tafel wurde, nach Angaben von Dehn, vom Andrang überrascht: 135 Besucher kamen allein am 29. April zur Tafel, das sind 50 Prozent mehr als der Schnitt der vorangegangenen Monate. Die Zunahme geht auch hier größtenteils von Familien aus der Ukraine aus, die sich bei den Ehrenamtlichen melden.

Hinzu kommt noch, dass die Waren knapp sind. Durch das „Hamstern“ in den Supermärkten, kommen bei den Tafeln weniger Lebensmittel durch Großspender an. Daher bitten die Tafeln um Hilfe durch private Spender. „Wir brauchen Ware, Ware, Ware“, sagt Korte, mit Nachdruck. Benötigt werden vor allem Grundnahrungsmittel wie lange haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Mehl, Zucker und Konserven. Ehrenamtliche Helfer für die Vorbereitung, Ausgabe oder als Fahrer sind ebenso willkommen. Doch auch die Kosten für den Betrieb steigen. So spürt die Tafel Soltau auch die Benzinkosten nun verstärkt.

Tafeln sind eigentlich eine zusätzliche Hilfe für Bedürftige

Die Tafeln verstehen sich eigentlich als ergänzende Hilfe für Bedürftige, aber manchmal komme es den Verantwortlichen so vor, das sie als selbstverständlicher Teil des Sozialstaates angesehen werden, berichtet Dehn. „Doch das sind wir nicht. Wir sind ehrenamtlich tätig.“ Auch Korte äußert sich dazu: „Wir sind nur dazu ausgelegt, die ‚Spitze des Eisberges‘ abdecken zu können.“ Und Dehn fügt hinzu: „Für eine Grundversorgung sind wir nicht zuständig und können wir nicht leisten. Wir sind eigentlich ‚on top‘“.

Der Trend zieht sich durch ganz Deutschland - bundesweit melden die Tafeln, dass sie an ihre Belastungsgrenze zu kommen. Manche, wie die Tafel in Neustadt in Rheinlandpfalz, nehmen bereits keine Neukunden mehr an. Soweit sind sie in Munster, Schneverdingen und Soltau - noch - nicht.


Wie den Tafeln helfen? Spenden und Sprachvermittler

Finanzielle und ehrenamtliche Hilfen halten den Betrieb der Tafeln am Laufen. Haltbare Lebensmittel helfen den Bedürftigen. In Soltau werden zudem Sprachvermittler für Ukrainisch/Russisch gesucht.

Die Kontaktdaten und Möglichkeiten zu helfen, sind über die Websiten der Schneverdinger Tafel, der Soltauer Tafel und der Munsteraner Tafel zu finden.