Windräder stören den Wald als Lebensraum

Mit Ruhe und Frieden könnte es für das Wild bald vorbei sein, wenn Windräder im Wald gebaut werden.

Um die Ziele des Erneuerbare-Energie-Gesetz umzusetzen, braucht es viel Fläche für Solarplatten und Windräder. Neu ist, dass auch Wälder als Standort für Windenergieanlagen geöffnet werden. In Bispingen beschäftigt sich die Gemeinde mit einer 1400 Hektar großen forstwirtschaftlichen Fläche, die auf Initiative der Klosterforst als einer der Haupteigentümer für eine Potenzialflächenuntersuchung in Frage kommt. Doch welche Auswirkungen hätten die Windräder im Wald für die Tierwelt und die Jagd?

Windenergie-Ausbau sehr restriktiv handhaben

Mit großer Sorge schaut der Deutsche Jagdverband darauf: Denn durch die Ausweitung der Infrastruktur geht Lebensraum verloren. Der Wald stellt für einige gefährdete Arten einen Großteil, wenn nicht sogar ihr gesamtes Habitat dar, dazu zählen der Schwarzstorch, der Wespenbussard, der Luchs und die Wildkatze. Die Energiewende sei grundsätzlich im Interesse der Umwelt- und Naturschutzverbände, so der Jagdverband. Doch dürfe dies nicht zum Lasten des Natur- und Artenschutzes geschehen. Der Ausbau im Wald für Windenergie solle sehr restriktiv gehandhabt werden.

Schwarzstorch gefährdet

Wenn Windräder im Wald installiert werden, sei nicht nur der Betrieb selbst ein Störungsfaktor für Tiere, sondern auch die regelmäßige Prüfung und Wartung, gibt der Stefan Martin zu bedenken. Der Leiter des Hegerings in Bispingen und CDU-Ratsherr im Gemeinderat befürchtet: „Ruheliebende Tiere wie der Schwarzstorch leiden darunter.“ Der Schwarzstorch gilt in Niedersachsen als stark gefährdet. Nachdem es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Niedersachsen fast keine Schwarzstörche mehr gab, so die Niedersächsischen Landesforsten, haben sich die Brutbestände seit den 70er Jahren durch Schutzmaßnahmen kontinuierlich erholt.

Tiere beruhigen sich wieder

Dieses Risiko sieht auch der Vorsitzende der Jägerschaft Soltau. Wenn man solche Anlagen in den Wald setze, müssten Zuwegungen geschaffen und unterhalten werden, damit sie erreichbar bleiben, sagt Claus-Heinrich Schlange. Bei „falscher Platzierung“ dieser Schneisen bestehe die Gefahr, dass das Wild den Einstand, sein vertrautes Rückzugsgebiet, verlässt und in ein anderes Revier wechselt – ein Zuwachs, der den dortigen Jagdausübenden vermutlich erfreuen würde. Aber das, betont er, sei erstmal Spekulation, „bisher hat man ja noch keine Windräder im Wald gehabt“. Bei den Anlagen auf „freiem Feld“, wie sie hier bisher nur vorkommen, sei seine Erfahrung und die seiner Jägerkollegen, dass sich das Wild nach einer durch den Bau verursachten „Phase der Unruhe“ rasch wieder beruhige. Dies erwartet auch Martin: „Reh-, Rot- und Schwarzwild sind anpassungsfähig“, sagt er, „sie kommen mit den geänderten Bedingungen schnell zurecht.“

Wildvorkommen im Heidekreis

Der Heidekreis gilt als sehr wildreiches Gebiet. Bei den Rotwildvorkommen nimmt der Landkreis Heidekreis im Vergleich auf Bundesebene eine führende Stellung ein, heißt es auf der Homepage der Jägerschaft Soltau. Wie viele Tiere erlegt wurde, zeigt die Bilanz der Jahresstrecke 2022/23: 303 Rotwild (Vorjahr 323), 238 Damwild (246), 1160 Stück Schwarzwild (1682), 2474 Stück Rehwild (2708). Neun Hegeringe gehören zur Jägerschaft. Bispingen ist mit 194 Mitglieder einer der größten. Sie sind in 36 Revieren auf einer Jagdfläche von rund 8500 Hektar aktiv. Im Jagdjahr 2022/23 wurden nach Auskunft des Vorsitzenden Stefan Martin 230 Rehe, 114 Wildschweine und 15 Stück Rotwild erlegt.