Abfallwirtschaft chipt die letzten Tonnen

Auch die Altpapiertonne ist heute digital erfasst und vernetzt. Fotos: Adobe Stock, Montage: bz

Müll verrät einiges über uns. Nicht umsonst durchwühlen Paparazzi gerne mal die Tonnen prominenter Zeitgenossen. Aus Wahlkämpfen in den USA wird berichtet, dass Kandidaten bisweilen den Abfall ihrer Rivalen durchsuchen lassen. Was für Tabletten schluckt eine Person, welche Krankheiten und Leidenschaften verheimlicht sie der Öffentlichkeit? Geht es um Müll, wird es schnell schmutzig. Abfall ist wertloses Zeugs, aber zugleich Teil der geschützten Privatsphäre. Verbraucherschützer empfehlen, persönliche Daten auf Rechnungen und Verpackungsmüll vor der Entsorgung unkenntlich zu machen. Man weiß ja nie. Auch Trickbetrüger bedienen sich gelegentlich im Altpapier, um passende Opfer zu finden.

Alltagssorgen mit dem Müll sind profaner. Da geht es um verschwundene, vertauschte oder nicht abgeholte Tonnen. „Es kommt schon mal vor, dass eine Tonne beim Entleeren zusammen mit dem Abfall ins Müllfahrzeug plumpst“, berichtet Thomas Heinecke von der Abfallwirtschaft Heidekreis (AHK). Die werde dann schnell ersetzt. Selten nur müssen Tonnen aus der Böhme gefischt werden, wo sie durch jugendlichen Schabernack gelandet sind. Das Auffinden erfordert keinen großen Aufwand – soweit die Tonnen durch einen Transponder lokalisiert und zugeordnet werden können. Die unauffälligen Chips registrieren auch, ob und wann eine Tonne rausgestellt und entleert wird. Sie schaffen Transparenz und geben dem Entsorgungsunternehmen einen Überblick über die Tonnen-Bestände. Intern werden mit den Daten die Touren der Müllfahrzeuge optimiert. In der Kommunikation mit Kunden können etwa Streitfälle über vermeintlich oder tatsächlich nicht geleerte Tonnen schneller geklärt werden.

Papiertonnen aus den 1980-er Jahren

Unter den Papiertonnen gibt es aber noch welche, die nicht in der neuen Zeit angekommen sind. „Manche stammen noch aus den 1980er-Jahren“, berichtet Heinecke von besonders langlebigen Exemplaren. Altpapier ist ein sauberer Rohstoff, er mutet Sammelbehältern nicht viel zu. Während die neueren Papiertonnen, die nicht mehr grün, sondern blau sind, bereits mit Transpondern ausgestattet sind, gilt das für viele ältere nicht. „Die werden jetzt nachgerüstet“, so Heinecke. Am Ende werde der gesamte Tonnenbestand der AHK erfasst sein.

Betroffene Kunden werden lediglich über den technischen Ablauf der Nachrüstung informiert. Das sorgt für Verwunderung. „Warum wird kein Grund genannt?“, fragt sich etwa Christian Hanstein. Dass die Tonnen für Rest- und Biomüll gechipt sind, weiß der Bispinger. Doch bei diesen Tonnen leuchtet das wegen ihrer Gebührenpflichtigkeit unmittelbar ein.

Sorgen machen müsse sich aber niemand, sagt Heinecke – weder über den Schutz persönlicher Daten noch neue Müllgebühren. „Die Abholung von Altpapier ist und bleibt kostenfrei“, stellt er klar.