„Ich möchte in der Heimat gerne der Lars bleiben“
Sein erster Termin als Finanzminister und Vizekanzler im heimischen Wahlkreis führt den SPD-Bundestagsabgeordneten Lars Klingbeil in die Alte Schlachterei in Schneverdingen, wo er mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommt. Foto: sus
Vor ein paar Tagen noch in Kanada, gestern zurück in dem Wahlkreis, der ihm zuletzt des beste Erststimmen-Ergebnis der SPD einbrachte. Nach dem Wahlkampf im Frühjahr war es am gestrigen Dinstag das erste Mal, dass der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil seinen Wahlkreis besuchte. Sein erster Stopp war das erst vor wenigen Wochen eröffnete Kulturhaus in Schneverdingen, bevor es zum Abend nach Schwarmstedt weiter ging.
Bei all den neuen Aufgaben und Verantwortlichkeiten strebt der neue Vizekanzler und Finanzminister an, weiterhin für seinen Wahlkreis ansprechbar zu sein. „Es ist für mich auch ein Experiment, hier in meiner neuen Rolle unterwegs zu sein. Aber ich wünsche mir eigentlich, dass es sich nicht großartig verändert. Ich möchte in der Heimat gerne der Lars bleiben.“ Deswegen sei es ihm auch wichtig gewesen, jetzt sehr schnell wieder im Wahlkreis unterwegs zu sein. Der nächste Besuch werde bereits im Juni folgen.
Der Wahlkreis habe für ihn eine hohe Priorität und das bleibe auch so. „Wenn ich auf das Wahlergebnis schaue, dann haben die Menschen mir den Rücken noch mal zusätzlich gestärkt. Das würde ich gerne zurückgeben. Deswegen werde ich mir Mühe geben, weiterhin eine sehr große Präsenz im Wahlkreis zu zeigen.“ Seinen Besuch schloss er mit der Bitte ab, sich mit Anliegen weiterhin in seinen Büros in Soltau und Walsrode zu melden.
Die große Nachfrage an Gästen führte dazu, dass der SPD-Politiker statt im heute eröffnenden „Das Pietz“ im Saal des Kulturhauses mit den Heidjern ins Gespräch kam. Die Themenpalette reichte von Arbeit, Digitalisierung bis Energiewende und Klimaschutz, in den 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen fließen sollen. „Für die Enkel wäre es teurer, wenn wir nicht in Klimaschutz investieren.“
Mehrere Gäste sprachen das starke Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl an und dass die rechtsextreme Partei auch unter den jungen Menschen viele Wähler fande. Klingbeil möchte die Partei "kleinkriegen": durch einen politischen Stil in der Bundesregierung, der das Gemeinsame voranbringt, statt „zermürbendem Streit“, und Investitionen in die Funktionsfähigkeit des Landes, die mit dem Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur angegangen werden sollen. Denn: Das Infrastrukturproblem werde sonst zum Demokratieproblem. Einem AfD-Verbotsverfahren steht Klingbeil offen gegenüber.
Vertrauen in die Politik wiederzugewinnen, scheint die Devise, auch im eigenen Resort. Mit einem Schwerpunkt in seiner Rolle als Finanzminister möchte er konsequenter gegen Steuerkriminalität vorgehen. Dazu trifft er sich in der kommenden Woche mit dem Zoll in Hamburg, den er ermutigen möchte, härter durchzugreifen. Das Mehrgenerationenhaus in Schneverdingen wartet als durch den Bund gefördertes Haus derweil auf den Haushalt. Den will Klingbeil am 25. Juni vorlegen, dann liege es nicht mehr in seiner Hand. Bislang geht der Verein finanziell in Vorleistung.
Wie steht´s um die Finanzen?
Die Finanzen für den Bau des neuen Kulturhauses trieben zuletzt den Schneverdinger Kulturverein um. Seit März gingen 40.000 Euro Spenden ein. Seit gestern hat der Verein auch den Kredit von der Kreissparkasse, „zu sehr guten Konditionen“, so Vorsitzender Dr. Carsten Bargmann. Bald folge nochmals eine Crowdfunding-Kampagne. Von Anfang an hat Lars Klingbeil das Projekt unterstützt. Vor dem Bürgerdialog bei Kaffee und Kuchen führte Bargmann Klingbeil durchs Haus: von der Empore bis in die kunstvoll gestalteten Toiletten im Keller. „Das ist schon ein Highlight, was hier entstanden ist“, sagt der Vizekanzler. Für den Abgeordneten aus dem ländlichen Raum sei es wichtig, dass Kultur nicht das ist, was sich nur auf Hamburg oder Hannover bezieht, „sondern dass es diese Orte hier auch gibt“. Kulturverein und Stadt könnten „sehr stolz sein auf das, was sie hier geschaffen haben.“