„Hier entsteht die Winsener Straße 2.0“

28 Meter Platz soll zwischen der Alt- und der Neubebauung sein. Dennoch fürchten die bisherigen Anlieger erhebliche Auswirkungen insbesondere durch den geplanten mehrgeschossigen Wohnungsbau an der Tetendorfer Straße. Foto: at

Bislang liegen ihre Häuschen am Soltauer Stadtrand mit Blick ins Grüne. Bald aber sollen hinter den Gartenzäunen neben neuen Eigenheimen auch bis zu 14 Meter hohe Mehrgeschosser aufragen. 500 Wohneinheiten sollen an der Tetendorfer Straße entstehen. „Die Planungen sehen wunderbar aus“, heißt es aus der Anliegerschaft, „aber wir wurden nicht mitgenommen. Wir fühlen uns betrogen.“

Die Anlieger der Heinrich-Heine-Straße in Soltau haben bereits im Oktober 2023 Einspruch gegen den Bebauungsplan Tetendorf Nr. 3 eingelegt – doch dazu nie eine Rückmeldung erhalten. Erst kürzlich nach erneutem Einspruch in der März-Sitzung des Bauausschusses gab es einen Termin im Soltauer Rathaus. Aus dem seien sie noch geschockter herausgegangen, erklären einige der Anlieger bei einem Vor-Ort-Termin. Es sei ihnen erst da klar geworden, dass die vorliegenden Lagepläne eher Wunsch als Wirklichkeit abbildeten. Die mehrgeschossigen Gebäude sollen teilweise auch als Blockbebauung entstehen – insbesondere entlang der Tetendorfer Straße. Weitere drei dreigeschossige Mehrfamilienhäuser entstehen innerhalb des Baugebiets. Zudem, so habe es geheißen, könne die Planung kaum verändert werden, weil eine Machbarkeitsstudie der Stadtwerke darauf fuße. Der Energieversorger will in diesem Neubaugebiet und dem anschließenden Quartier Tetendorf Nr. 4 per sogenannter kalter Nahwärme ein Geothermienetz für die Wärmeversorgung aufbauen. Schon jetzt sind die Stellen für die Tiefbohrungen der Sonden an die Planungen angepasst und eigentlich festgesetzt.

Mittlerweile sei man den Anliegern aber weit entgegengekommen, erklärt Soltaus Bürgermeister Karsten Brockmann auf Anfrage. So sei nach dem Gespräch im Rathaus die Blockbebauung eingangs des geplanten Neubaugebietes in nördlicher Richtung teils aufgehoben worden. Die beiden Mehrfamilienhäuser, die direkt im Anschluss an das Altbaugebiet entstehen können, sollen nun höchstens zwei Geschosse erhalten, damit nur elf Meter hoch werden dürfen. Für die direkt betroffenen Gebäudeeigentümer allerdings kein Trost – sind ihre Immobilien gerade einmal sechs bis acht Meter hoch. Sie fürchten weiterhin nicht nur den Ausblick auf eine Betonwand, sondern auch den Schattenwurf, wenn die Sonne im Herbst, Winter und Frühjahr im Süden tief stehe.

Die Erweiterungsplanung sei auf die bestehende Wohnstruktur nicht abgestimmt, finden die Anlieger. Sie wüssten, dass auch in Soltau hoher Wohnraumbedarf bestehe. „Aber die Stadt wirbt mit dem Slogan ländliches Wohnen, und dann entsteht hier eine Winsener Straße 2.0“, verweisen sie auf das ihrer Meinung nach wenig passende Neubaugebiet am anderen Ende Soltaus. Ähnlich sei das an der Tetendorfer Straße keine gebietsverträgliche Bauplanung.

Fachgremium tagt

Der Bauausschuss befasst sich am heutigen Dienstag um 17 Uhr im Sitzungssaal im Alten Rathaus erneut mit den Planungen für das Neubaugebiet Tetendorfer Straße, insbesondere geht es um den Bebauungsplan für das Wohnquartier Tetendorf Nr. 3. Der Ausschuss befasst sich in der Sitzung mit den Ergebnissen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung und der Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange. Im Ergebnis soll der Entwurf erneut ausgelegt werden. Außerdem befasst sich der Bauausschuss mit der Tourismusentwicklung in Leitzingen, mit einer Ansiedlung eines Getränkemarkts in direkter Nachbarschaft des Edeka-Marktes an der Lüneburger Straße sowie der Neugestaltung des Tetendorfer Kirchwegs.