Amerikalinie: Soltau pocht auf umfassenden Lärmschutz

Der Schutz der Anwohner vor noch mehr Bahnlärm an der Amerikalinie ist wichtig. Dennoch wären die Auswirkungen von meterhohen Lärmschutzwänden insbesondere in der Innenstadt aus optischen Gründen und durch den Schlagschatten enorm. Foto: Adobe Stock

Die Pläne zum Ausbau der Amerikalinie zwischen Langwedel und Uelzen rufen in Soltau große Sorgen hervor. Die Strecke soll modernisiert werden, damit künftig deutlich mehr Güterzüge aus den norddeutschen Häfen rollen können.

Elektrifizierung, digitale Stellwerkstechnik und eine Erhöhung der Geschwindigkeit von 80 auf 100 Stundenkilometer sollen für mehr Kapazität sorgen. Schon heute ist die Strecke eine wichtige Achse im Hafenhinterlandverkehr. Nach den Prognosen der Bahn sollen die täglichen Zugzahlen massiv ansteigen: von derzeit gut 20 Regionalzügen und zwei Güterzügen auf künftig 36 Regional- und 34 Güterzüge, fast die Hälfte davon nachts.

Der Stadt Soltau hat nun ihre Bedingungen für den Ausbau der Amerikalinie formuliert. Der Stadtrat verabschiedete das Papier kürzlich. Mit diesem Forderungskatalog will Soltau erreichen, dass der Ausbau der Amerikalinie nicht zum Verlust an Lebensqualität führt, sondern im besten Fall zu einer zukunftsfähigen, menschengerechten Stadtentwicklung beiträgt. Man wollen keine Blockadehaltung, sondern einen Ausbau im Konsens, heißt es. Aber dazu gehöre, dass „unsere Kernforderungen ernst genommen werden“.

Im Mittelpunkt des Forderungskatalogs steht der Lärmschutz. Soltau verlangt, dass nicht nur die deutschen Grenzwerte gelten, sondern die strengeren Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Durchgehende aktive Maßnahmen wie Lärmschutzwände, -wälle oder Galerien sollen gewährleisten, dass die WHO-Richtwerte von 44 Dezibel nachts nicht überschritten werden. Wo dies nicht möglich ist, fordert die Stadt verbesserten passiven Schutz. Dazu gehören Schallschutzfenster für alle Wohnräume, nicht nur an der bahnzugewandten Seite.

Soltau steht mit seinen Forderungen nicht allein. Alle Anrainerkommunen entlang der Amerikalinie arbeiten eng zusammen, dazu gehört beispielsweise auch die Stadt Munster. Aus den Erfahrungen beim Ausbau des Bahnabschnitt Rotenburg – Verden habe man gelernt, dass nur ein gemeinsames Vorgehen Aussicht auf Erfolg hat. Jede Kommune erarbeitet daher zunächst eigene Schwerpunkte, doch am Ende sollen diese in einem gemeinsamen Abschlussdokument gebündelt werden, das gegenüber der Deutschen Bahn und der Bundespolitik Gewicht hat.

Der Zeitplan ist bereits abgestimmt. Die jeweiligen Kernforderungen der Kommunen sollen in diesen Tagen an die Bahn übermittelt werden, die auf dieser Grundlage die Kosten für die übergesetzlichen Maßnahmen ermittelt. Im Herbst sollen die gemeinsamen Forderungen aller Anrainerkommunen erarbeitet werden, darüber im vierten Quartal die Räte erneut entscheiden. Bis Ende Dezember soll dieses Paket an die Bahn gehen, damit das Bundesministerium für Digitales und Verkehr die Vorlage für die parlamentarische Befassung im Bundestag vorbereiten kann. Erst danach entscheidet das Parlament über Umsetzung und Finanzierung.

Anja TrappeKommentieren