Streit um Fußgängerzone: Gewerbe sagt klar Nein

Hinter weißen Stehtischen stellen sich Stadtkämmerin Anna Adamczak (von links), Stefan Sorge (MU), René Buchterkirchen (CDU), Harved Scheiger (Grüne), Siegfried Irion (Gruppe FDP/WGM), Dr. Carsten Emmann (MU), Marco Tews und Michael Aulenbach (beide SPD) den Fragen der Gewerbetreibenden bei der Diskussion im Autohaus Plaschka. Foto: akü

Unter dem Titel „Wirtschaft trifft Politik“ hatte die Aktionsgemeinschaft Munster (AGM) ins Autohaus Plaschka eingeladen, um über die Themen Grundsteuern und Fußgängerzone zu diskutieren. Zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Ratsmitglieder nahmen an der Informationsveranstaltung teil. Ziel war es, die Schnittstelle zwischen städtischer Wirtschaftsförderung und politischer Planung stärker in den Fokus zu rücken.

Im Zentrum der Diskussion stand der Antrag der SPD-Fraktion, einen Teil der Wilhelm-Bockelmann-Straße als Fußgängerzone für den Fahrzeugverkehr zu sperren. Damit sollte nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch den ansässigen Gastronomen ein besserer Standort für ihre Außengastronomie ermöglicht werden.

Eine Fußgängerzone auf der alten Geschäftsstraße der Stadt einzurichten, stieß allerdings bei den Gewerbetreibenden auf komplette Ablehnung. Vielmehr müsse es darum gehen, mehr potenzielle Kunden in die Stadtmitte zu bringen. Das machte vor allem Wernhard Helms deutlich, der vor den Besuchern eine lange Fotoleiste ausbreitete, die leerstehende Geschäfte an und um die Wilhelm-Bockelmann-Straße zeigte.

Maria Plaschka, Vorsitzende der AGM, betonte im Gespräch nach der Veranstaltung die Schwierigkeiten, die Innenstadt in Zeiten der Haushaltssicherung zu beleben. „Von den Fraktionen kam nochmal der Vorschlag, man könnte ja wieder jemanden für Stadtmarketing einstellen. Aber es ist ja schwierig, in der Haushaltssicherung viel Geld dafür auszugeben“, erklärte Plaschka. Stattdessen brachte die AGM einen eigenen Vorschlag ein: „Ob man nicht von Seiten der Stadt sagt, man legt einen Fördertopf an. Wenn jemand sich selbstständig machen will und ein Ladengeschäft eröffnen möchte, sich aber nicht traut – die Mieten sind ja offensichtlich sehr günstig – dann könnte man die Miete für ein paar Monate übernehmen, einfach um dem Gewerbe eine Chance zu geben.“

Plaschka ergänzte, dass die bestehende Arbeitsgemeinschaft Stadtmarketing schauen könnte, wie man die Innenstadt fördern kann. Gleichzeitig machte sie deutlich: „Wir als Gewerbeverein sind nicht für die Belegung der Stadt zuständig. Wir können mit dem Gewerbe arbeiten, das da ist, aber die städtische Aufgabe dazu übernehmen wir nicht.“

Tourismus versus Wirtschaftsbelebung

Zur Arbeit der Arbeitsgemeinschaft Stadtmarketing zeigte sich Plaschka skeptisch: „Meiner Einschätzung nach ging es bislang mehr um touristische Themen, weniger um gewerbliche Anliegen. Vielleicht müssen sie einfach mal von Tourismus auf Werbung für die Wirtschaft umschalten.“

Plaschka kritisierte beim Antrag der SPD-Fraktion die fehlende Einbindung wichtiger Akteure: „Wichtige Spieler wurden bei der Antragstellung nicht von Anfang an mitgenommen. Es gibt einfach keinen konkreten Plan. Der Plan hört halt nach ‚Autos raus‘ auf“. Marco Tews von der Fraktion signalisierte, den Antrag wieder zurückzuziehen. Keinesfalls sollte es gegen die Gewerbetreibenden gehen. Der Antrag sollte insgesamt für eine bessere Frequentierung sorgen.

Dennoch konnte Plaschka dem Abend auch positive Aspekte abgewinnen. „Ich würde trotz des erschreckenden Leerstands in der Innenstadt ein positives Resümee ziehen. Dr. Carsten Emmann, Unternehmer und Ratsherr, hat deutlich gemacht, wie wichtig Unternehmer im Rat sind. Und wir haben diesen Dialog zwischen Wirtschaft und Politik wieder angestoßen. Dass darauf im Rat offenbar reagiert wird, ist positiv.“

Andree KüselKommentieren