Rettungsversuch gescheitert: Heideschlachter vor dem Aus
Heute Nachmittag um 14 Uhr ist Finale an der Bergstraße: Dann wird zum letzten Mal der Schlüssel des Hauptgeschäfts von „Schlachter Dehning“ herumgedreht. Der 24-Stunden-Serviceautomat wird seit dem Ende der Grillsaison nicht mehr bestückt. Foto: vo
Die Bemühungen, das in die Schieflage geratene traditionsreiche Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, sind gescheitert. Die Ernst Dehning GmbH steht vor dem Aus. Das im Frühjahr mit der Beantragung einer vorläufigen Insolvenz beim Amtsgericht Celle gestartete Verfahren („Heideschlachter muss die Kurve kriegen“, BZ vom 9. Mai) brachte nicht die Rettung für die Schneverdinger Schlachterei, bestätigt Insolvenzverwalter Sebastian Ludolfs aus Walsrode. Am 30. November ist Schluss. Im Schneverdinger Hauptbetrieb sogar schon am heutigen Freitag, einen Tag früher als geplant (Infobox).
Bereits in den zurückliegenden Monaten wurden Betriebsabläufe zurückgefahren, insbesondere in Schneverdingen die Öffnungszeiten aufgrund von Personalmangel erheblich reduziert. Vier zuvor vom Unternehmen betriebene Filialen sind bereits im Sommer an einen anderen Betreiber übergegangen. Einige Filialen wurden geschlossen
Jetzt steht die nächste Phase bevor: Die Abwicklung der übrigen Betriebsstätten. Am heutigen Freitag öffnet das Zentralgeschäft an der Schneverdinger Bergstraße zum letzten Mal seine Türen. In den fünf verbliebenen Filialen, drei in den Hamburger Stadtteilen Farmsen, Niendorf und Rahlstedt, in Bremen-Habenhausen sowie im Salzwedeler Elbe-Einkaufszentrum soll es am 26. November soweit sein, nennt Geschäftsführer Rolf-Dieter Müller den weiteren Fahrplan. Bis zum Monatsende müssen die Abrechnungen gemacht werden, was einen erheblichen Aufwand erfordere. Voraussichtlich im Januar werden dann die Maschinen und Fahrzeuge versteigert. „Das macht der Insolvenzverwalter.“
Nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Schneverdingen bedeutet das bevorstehende Aus eine schmerzhafte Zäsur: das Ende einer 113-jährigen Firmentradition. 1912 wurde das auch als „Schlachter Dehning“ bekannte Unternehmen gegründet und mit den Jahren ein wichtiger Arbeitgeber in der Heideblütenstadt. In besseren Zeiten waren bis zu 220 Frauen und Männer hier und in rund einem Dutzend Filialen im norddeutschen Raum beschäftigt. Über Jahrzehnte gehörten Dehning-Verkaufswagen zum Bild bei Schützen-, Stadt- und Heideblütenfesten.
Zum Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung waren es noch etwa 150 bis 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es wurden rasch weniger, aufgrund der Unsicherheit kündigten etliche, weil sie eine neue Stelle gefunden hatten. Neue Kräfte waren kaum zu bekommen.
Die schwierige Personalbeschaffung ist nicht die einzige Erklärung, die Müller für die negative Entwicklung nennt. Da gebe es weitere Faktoren, etwa sinkender Fleischkonsum, Inflation und die Konkurrenz der Discounter, mit deren Preisen man nicht mithalten könne. Seit Corona kamen hohe Krankenstände hinzu. Die Spirale drehte sich immer schneller. Am Ende hatten sich Verbindlichkeiten angehäuft, die laut Angaben des Insolvenzverwalters im siebenstelligen Bereich liegen.
Letzter Öffnungstag ist schon heute bis 14 Uhr
Ursprünglich sollte der letzte Verkaufstag im Schneverdinger Dehning-Hauptgeschäft am morgigen Sonnabend sein. Darauf wiesen gestern auch an den Eingangstüren befestigte Handzettel an der Bergstraße die Kunden hin, auf denen das Dehning-Team sich mit einem „Tschüss“ von seinen Kunden verabschiedete. Kurzfristig musste man jedoch umplanen und den Termin auf den heutigen Freitag vorziehen. Um 14 Uhr werden die Türen letztmalig geschlossen, teilte Geschäftsführer Rolf-Dieter Müller am Donnerstagmittag mit. Grund für das vorzeitige Finale ist der Personalmangel, weil sich zwei Mitarbeiter kurzfristig krankgemeldet haben