Munster ringt um Lösung für die Heide
Eine dichte Reihe von Palisaden verhindert das Befahren des rückgebauten Parkplatzes am Dethlinger Kreuz. Von dort aus war es vor allem für ältere Munsteraner und Besucher möglich, die Dethlinger Heide fußläufig zu erreichen. Foto: akü
Die Dethlinger Heide bleibt eines der beliebtesten Naherholungsziele Munsters – doch der gewohnte Zugang ist Geschichte. Der frühere Parkplatz am Dethlinger Kreuz ist zurückgebaut, aufgeforstet und mit massiven Holzpalisaden gegen das Befahren gesichert. Für viele Bürgerinnen und Bürger, besonders ältere Menschen, bedeutet das einen spürbaren Verlust. Gleichzeitig sucht die Stadt längst nach einer Alternative. Stadtplaner Stephan Fähndrich bestätigt auf Anfrage: Munster arbeite aktiv an einem neuen Zugang.
„Die Verwaltung ist bereits auf der Suche nach alternativen Möglichkeiten zur Ausweisung eines Parkplatzes an geeigneter Stelle“, sagt Fähndrich. Man gehe auf betroffene Eigentümer zu, um notwendige Gespräche zu führen. „Nähere Einzelheiten kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht öffentlich machen.“ Zu dem inzwischen vollständig aufgegebenen Parkplatz gebe es dagegen keine Bewegung mehr. „Dazu gibt es keine weiteren Verhandlungen und somit auch keine hiervon abweichenden Einigungen“, so der Stadtplaner.
Aus Sicht der Stadt war der Schritt für den Rückbau unausweichlich. Bürgermeister Ulf-Marcus Grube erläutert, dass der Boden ausgekoffert wurde, um die Fläche wieder zu bepflanzen. „Das Gelände ist mit fast 30 stabilen Palisaden aus Holzbohlen gegen das Befahren mit Kraftfahrzeugen gesichert. Lediglich die Zufahrt zur Dethlinger Heide ist offen, aber außer für die Forstwirtschaft nicht gestattet.“
Die Entscheidung traf viele unerwartet, denn in einer Mitteilung hieß es zunächst, dass keine alternativen Parkplätze vorgesehen seien. Begründet wurde das mit den Plänen des privaten Eigentümers: „Das ist eine private Fläche, und der Eigentümer hat andere Pläne damit“, hatte Fähndrich erklärt.
Kritik vom Seniorenbeirat: „Herber Verlust“
Besonders der Seniorenbeirat reagierte verärgert. Dessen Vorsitzender Adolf Köthe sprach von „Empörung“ und bemängelte die kurzfristige Kommunikation. Ältere Menschen seien auf kurze Wege angewiesen: „Da es keine Alternativen in der Nähe gibt, besteht künftig für viele Ältere keine Möglichkeit mehr, die Heide zu besuchen.“ Auch das Stadtbild sieht der Beirat beschädigt. Man fürchte den Verlust eines attraktiven Naherholungsangebots für Munster und umliegende Orte. Köthe forderte, die Arbeiten zu stoppen und erneut mit dem Eigentümer zu sprechen.
Die Dethlinger Heide liegt im Südosten Munsters und ist eine der wenigen Heideflächen, die nicht auf den militärisch genutzten Truppenübungsplätzen Munster Nord oder Süd liegen. Besucher können dort wandern, fotografieren, die Stille genießen oder die Heideblüte erleben.
Die Fläche war nicht immer zugänglich. Zwischen 1942 und 1952 wurde dort ein chemischer Munitionsablagerungsplatz betrieben. Jahrzehntelang blieb das Areal deshalb gesperrt. Erst nach umfangreichen Sicherungsmaßnahmen wurde es 2011 für die Öffentlichkeit freigegeben, mit markierten Wegen und Informationstafeln zur Natur- und Nutzungsgeschichte.
Die heutige Heidelandschaft entstand im Mittelalter, nachdem ausgedehnte Wälder durch Bauholzbedarf, Viehweide und die Nutzung von Laub und Nadeln als Streu ausgelaugt wurden. Der Boden verarmte, das Heidekraut breitete sich aus. Bis ins 18. Jahrhundert war der Wald weitgehend verschwunden. Es entstand die klassische Kulturlandschaft, die heute als Erholungsraum geschätzt wird.