Ganztag: Pilotprojekte an zwei Grundschulen

Im September schwebten die ersten Teile für das neue Gebäude auf den Schulhof der Hermann-Billung-Schule. In dem Zweigeschosser sollen Mensa und Ganztagsräume entstehen, auch um den gesetzlichen Rechtsanspruch ab 2026 erfüllen zu können. Foto: at

Ab dem Schuljahr 2026/2027 soll bundesweit der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder gelten – aufsteigend ab Klasse 1. Für die Kommunen auch im Heidekreis bedeutet das: steigende Kosten und organisatorische Herausforderungen. Denen will man sich auch stellen, obwohl die Verantwortung für die Umsetzung des Rechtsanspruchs beim Landkreis liegt. Doch das Ganztagsangebot ist ein Standortfaktor und soll daher vor Ort gesteuert werden.

Die Stadt Soltau will zwei Pilotprojekten an ihren Ganztagsschulen starten. Der Rat gab dafür jetzt grünes Licht für verlässliche Strukturen. An der Hermann-Billung-Schule und an der Wilhelm-Busch-Schule sollen Koordination und teilweise auch Personal künftig über externe Träger organisiert werden. Möglich wird das über sogenannte trilaterale Verträge zwischen Stadt, Schule und einem Bildungsträger.

An der Hermann-Billung-Schule wird pro Ganztagsgruppe eine externe Koordination mit jeweils drei Wochenstunden eingerichtet. An der Wilhelm-Busch-Schule soll darüber hinaus zusätzliches Personal für den Ganztag über einen externen Partner gestellt werden. Das dortige schulische Ganztagsbudget wird vollständig zur Finanzierung eingesetzt.

Die Verträge sind zunächst auf ein Jahr befristet. In dieser Zeit sollen die Abläufe erprobt, Erfahrungen gesammelt und die tatsächlichen Kosten überprüft werden. Nach Ablauf des Jahres soll über eine Fortführung entschieden werden.

Für die Stadt entstehen durch die Pilotprojekte zusätzliche Ausgaben. Für das zweite Halbjahr 2026 werden rund 27.500 Euro veranschlagt, für 2027 weitere etwa 38.500 Euro. Insgesamt rechnet die Verwaltung für ein volles Jahr mit Kosten von rund 65.000 Euro. Die Mittel sind im Haushalt bereits eingeplant.

Hintergrund ist der ab 2026 stufenweise geltende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Ab dem Schuljahr 2029/30 muss dieser für alle Grundschulklassen erfüllt werden. Nach Prognosen der Stadt werden rund 70 Prozent der Kinder ein entsprechendes Angebot in Anspruch nehmen.

Die Verwaltung sieht die Betreuung im schulischen Ganztag langfristig als den wirtschaftlichsten Weg. Eine flächendeckende Hortlösung wäre wegen höherer Personalschlüssel, strenger gesetzlicher Vorgaben und zusätzlicher Raumkosten deutlich teurer.

Mit den Pilotprojekten will die Stadt die Schulen entlasten, die Verlässlichkeit für Eltern erhöhen und sich frühzeitig auf die gesetzlichen Anforderungen einstellen. Verwaltung und Schulen sollen dem Rat regelmäßig über den Fortgang berichten. Schon jetzt ist aber klar, dass nicht alle Schulen von dem Weg überzeugt sind. Petra Kröger-Röhrs als Leiterin der Freudenthalschule kritisierte die Fokussierung auf die Ganztagsschulen.

Von Hort bis Ganztag

In Soltau bieten die drei Grundschulen schon seit Jahren unterschiedliche Nachmittagsangebote: Die Freudenthalschule arbeitet als verlässliche Schule mit Hortplätzen an der Stalmannstraße und im Jugendzentrum Youze. Die Wilhelm-Busch-Grundschule ist eine offene Ganztagsschule bis 15.30 Uhr mit Mensa, 40 Plätzen im Hort der St.-Johannis-Kita und dem schulischen Ganztagsangebot, das derzeit aufgrund fehlenden Personals stark eingeschränkt ist. An der Hermann-Billung-Grundschule erfolgt die Nachmittagsbetreuung ausschließlich über den schulischen Ganztag, aber aus Platzgründen ebenfalls eingeschränkt. Es gibt eine Mensa-Verpflegung. bz

Anja TrappeKommentieren