„Gute Ernte für schlechte Preise“

Der hiesige Landvolk-Vorsitzende Henrik Rump (rechts) und Henning Jensen, Geschäftsführer des Landvolks Niedersachsen Kreisverband Lüneburger Heide, ziehen Bilanz der diesjährigen Ernte im Heidekreis. Foto: cl

Die Ernte ist eingefahren, daher zieht das Landvolk Bilanz. Henrik Rump, Vorsitzender des Landvolks Niedersachsen Kreisverband Lüneburger Heide, spricht von einer „guten Ernte für schlechte Preise.“ Die Unsicherheiten des Weltmarktes und das Wetter hinterlassen ihre Spuren bei den Erträgen der Getreide-, Kartoffel- und Maislandwirte im Heidekreis.

Neben den Landwirten treibt die Geflügelerzeuger vor Ort das aktuelle Virusgeschehen um, wie zuletzt die BZ berichtete. Seit dem Wochenende gilt eine Aufstallungspflicht für Halter mit mehr als 50 Tieren. Gänse lassen sich aber nicht einsperren, ohne dass es zu Kannibalismus kommt. Daher entscheiden sich viele Halter dazu, ihre Tiere vorzeitig zu schlachten. Folge daraus: „Die Weihnachtsgans wird kleiner“, so Rump.

In Bezug auf die Landwirtschaft fällt ein gemischtes Fazit aus. Es gab in diesem Jahr weniger Regen als erwartet, aber die Erträge haben dennoch die Erwartungen übertroffen. Das Problem seien aber die Preise, insbesondere beim Getreide. „Mit Getreide ist kein Geld mehr zu verdienen“, klagt Rump, da der Weltmarkt die Preise bestimme und die Produktionskosten, darunter Dünger, nicht parallel zu den Getreidepreisen fallen würden. Die regionalen Produzenten hätten aber keinen Einfluss auf die Preise. „Wir wollen nicht Spielball der Weltmächte sein, sondern unser Ziel ist es, Menschen zu versorgen.“ Zurzeit ernährt ein Landwirt 147 Menschen. Auch die Verteuerung der Technik bei Fahrzeugen oder Lagerhallen in den vergangenen Jahren helfe den Bauern nicht.

Kartoffelanbau im Heidekreis weiter stark

Im Kartoffelanbau kann der Heidekreis auf eine gute Ernte zurückblicken. „Wir sind eine starke Region in Kartoffelanbau und -vermarktung“, sagt Henning Jensen, Geschäftsführer beim Landvolk Niedersachsen Kreisverband Lüneburger Heide. In den vergangenen Jahren kam es zu einer Flächensteigerung von fünf bis sieben Prozent pro Jahr. Allerdings sei absehbar, dass der Markt bald einen Punkt erreiche, an dem die Nachfrage gedeckt sei. Der Anreiz ist dennoch hoch, da außer Mais und Getreide die Kartoffel die einzig logische Feldfrucht zum Anbauen ist. Aber durch die Witterung in diesem Jahr fällt laut Rump der Stärkegehalt der Kartoffeln niedriger aus, wodurch Industriekartoffeln nicht mehr von den Kartoffelchipsherstellern angenommen würden, die einen Stärkegehalt von 16 Prozent verlangen.

Beim Mais kann ein Rückgang der Flächen verzeichnet werden. Das liege daran, dass weniger Mais für Biogasanlagen benötigt werden. Der Anteil des Mais am erzeugten Strom soll 40 bis 60 Prozent betragen, so besagt es der Maisdeckel, der dazu dient, dass nicht nur Mais angebaut wird. Nichtsdestotrotz machen die Maisflächen im Heidekreis noch um die 40 Prozent aus, wenngleich sie rückläufig sind. In diesem Jahr unterscheiden sich die Ernteerträge zwischen Nord- und Südkreis. Während in Schneverdingen eine überdurchschnittliche Ausbeute eingefahren werden konnte, litt die Region um Schwarmstedt unter zu geringem Regen, der die Erträge verhältnismäßig schlechter werden ließ. Aber beim Blick auf den gesamten Heidekreis kann im Schnitt von einer überdurchschnittlichen Ernte gesprochen werden.

Von Seiten der Politik wünscht sich Rump „Verlässlichkeit.“ So sollten sich die Rahmenbedingung wie im Bereich des Pflanzenschutzes verbessern. Wenn neue Insektenarten die Felder befallen, brauche es Mittel zu deren Bekämpfung, so Landwirt Rump. Die Landwirte wünschten sich eine Politik, die mehr an der Praxis orientiert sei und die an die Umständen vor Ort angepasst werde. Eine Verbesserung stellt zumindest die Rückkehr der 100-prozentigen Dieselrückerstattung im kommenden Jahr dar.

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