Fraktionschef Söder kündigt Rückzug an
Torsten Söder wird voraussichtlich zum Ende des Jahres sein Amt als CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag aufgeben. Foto: vo
Wenn ein Fraktionschef kurz vor einem entscheidenden Wahljahr seinen Posten aufgibt, wirft das kein gutes Licht auf die Zusammenarbeit an der Spitze. Genau dieser Fall tritt derzeit bei den Christdemokraten ein: Torsten Söder, der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, hat angekündigt, seinen Posten zum Jahresende niederzulegen. Gut fünf Jahre führte der 48-Jährige aus Kirchboitzen die Fraktion.
Gegenüber der Böhme-Zeitung bestätigte Söder seine Entscheidung, zu den Hintergründen äußerte er sich jedoch zurückhaltend. Am kommenden Montag will er sich zunächst intern in der Fraktion erklären. Diese hatte er bereits am Wochenende über seinen geplanten Schritt informiert und zu einer Sitzung eingeladen.
Bereits seit einiger Zeit deuteten sich Spannungen innerhalb des Kreisvorstands an. „Neue Impulse“ wollte Vivian Tauschwitz im Juni setzen, als die bisherige Stellvertreterin und frisch gewählte Bundestagsabgeordnete mit deutlicher Mehrheit zur neuen CDU-Kreisvorsitzenden gewählt wurde. Sie trat die Nachfolge von Timo Albeshausen an, der in die zweite Reihe zurücktrat. Mit Blick auf die Kommunalwahl 2026 sollte der Schritt die Partei inhaltlich und strukturell stärken, so Tauschwitz. Ihre Formulierung stieß jedoch nicht überall auf Wohlwollen, da sie implizit Kritik am bisherigen Kurs beinhaltete.
Hinter vorgehaltener Hand gab es zudem Kritik an der Kandidatensuche für das Landratsamt. Tauschwitz hatte den kreisfremden Dr. Arne Wieben als Wunschkandidaten präsentiert. „In meiner Rolle als Kreisvorsitzende habe ich mich persönlich des Themas Kandidatensuche zur Landratswahl angenommen“, machte sie ihren Führungsanspruch deutlich. Möglicherweise hätten sich einige Christdemokraten lieber für eine Kandidatin aus der Region erwärmen können.
Insgesamt wird der Kreisvorsitzenden vorgeworfen, sich mehr als nötig in die Zuständigkeiten der Kreistagsfraktion einzumischen. Intern herrscht die Einschätzung, dass es beim Klima innerhalb der Fraktion derzeit nicht zum Besten steht. Offen ist, wer künftig den Fraktionsvorsitz übernehmen wird. Neben Söder gehören zur Fraktionsspitze die Stellvertreter Silke Thorey-Elbers, sie ist zugleich Kreistagsvorsitzende, Nadja Leinecker-Wendt sowie Henrik Rump.
Kürzlich hatte die Kreistagsfaktion bereits einen weiteren stellvertretenden Vorsitzenden verloren: Stefan Sorge schied aus, unter anderem wegen unterschiedlicher Positionen zur geplanten Neubautrasse der Bahn und wohl auch aufgrund der innerparteilichen Querelen in Munster mit dem Parteiaustritt von acht Mitgliedern der Ratsfraktion und der Gründung der Munster-Union. Sorge ist nun fraktionslos im Kreistag. Seitdem ist die CDU nur noch zweitstärkste Kraft im Kreistag, zuvor war sie gleichauf mit der SPD.