Soltauer Weihnachtsbaum für den Bundesrat

Die fast zehn Meter hohe Nordmanntanne von Familie Hellwinkel aus Bassel/Soltau stellte die Stadt Bremen als Weihnachtsbaum vor dem Bundesratsgebäude in Berlin auf. Foto: ari

Es ist eine langjährige Tradition, dass das Bundeslandmit dem turnusmäßigen Vorsitz im Bundesrat den Weihnachtsbaum für den Sitz der Länderkammer in Berlin stellt.. Da die Freie Hansestadt Bremen seit November den Vorsitz innehat, lag die Organisation in den Händen von Bürgermeister Andreas Bovenschulte.

Bremen verfügt allerdings nicht über einen eigenen Forst. Deshalb machte sich die Stadt in der weiteren Umgebung auf die Suche nach einem geeigneten Baum. In Bassel bei Soltau wurde sie schließlich bei der Firma Hellwinkel fündig. Es ist eine Nordmanntanne, die vor dem Bundesratsgebäude in den nächsten Wochen für Weihnachtsstimmung sorgen wird, eine überaus beliebte Baumart bei den Deutschen: Mehr als 70 Prozent der Weihnachtsbäume in den Wohnzimmern gehören dieser Sorte an.

Firmeninhaber Kai Hellwinkel steht schon seit Jahren in Kontakt mit der Hansestadt, da sein Unternehmen das Bundesland mit Weihnachtsbäumen beliefert. Im Sommer seien dann Beamte auf ihn zugekommen und hätten sich nach einem Baum für den Platz vor dem Bundesrat erkundigt. Hellwinkel bot „eine Nordmanntanne mit schöner Form und dichtem Wuchs“ an. Am 10. November wurde der Baum gefällt, drei Tage später holten ihn Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) Bremen-Mitte ab, transportierten ihn nach Berlin und stellten ihn vor dem Bundesratsgebäude mithilfe eines Krans auf. „Der logistische Aufwand war enorm“, berichtet Hellwinkel. Schließlich ist der Baum 9,50 Meter hoch und wiegt rund zwei Tonnen.

Rund 20 Stück dieser riesigen Weihnachtsbäume verkauft Hellwinkel jährlich. Sein Unternehmen ist einer der größten Weihnachtsbaum- und Schnittgrünproduzenten Niedersachsens. Der fast zehn Meter hohe Baum, der nun in Berlin seinen Platz gefunden hat, gilt sogar als verhältnismäßig klein. In seinem Bestand hat er auch Exemplare mit bis zu 20 Metern Höhe. Diese wachsen bis zu 30 Jahre auf den Feldern, bevor sie verkauft werden. Der Weihnachtsbaum vor dem Bundesrat hat rund 25 Jahre Wachstumszeit hinter sich.

Am 21. November schaltete Bovenschulte feierlich die Beleuchtung des Weihnachtsbaums in Berlin ein. Kai Hellwinkel wäre auch vor Ort gewesen, aber er hatte zu Hause zu viel zu tun. „Das Geschäft geht vor“, sagt Hellwinkel, der kurz vor der heißesten Phase des Weihnachtsbaumverkaufs steht. Aber auch so erstrahlt der Baum aus Soltau nun in schönster Pracht in der Hauptstadt.

Zuerst protestantische Tradition

Ohne Tanne kein Weihnachten. Warum aber überhaupt ein totes Gehölz ins Wohnzimmer stellen? Verglichen mit der Tradition des Weihnachtsfestes ist die des Weihnachtsbaums noch relativ jung. Nach Überlieferungen aus Straßburg aus dem Jahr 1535 wurden dort zuerst Bäumen gehandelt, verkauft wurden kleine Eiben, Stechpalmen und Buchsbäume. Aufgestellt wurden die Bäume noch ohne Kerzen. Zum Ende des 16. Jahrhunderts kam der Brauch nach Norden: In den Zunfthäusern der Bremer Handwerker wurden mit Äpfeln, Nüssen und Datteln behängte Bäume aufgestellt. Ab 1730 wurden die Bäume auch erstmals mit Kerzen geschmückt. Die Lichterbäume standen aber zunächst nur in den Häusern evangelischer Familien. In der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon begann dann die konfessionsübergreifende Verbreitung des Tannenbaums in den Wohnzimmern.

Böhme-ZeitungKommentieren