Milliardenprojekt ICE: Bau könnte bis 2063 dauern

So hatte die Bahn den Bahnhof für einen Regionalexpress Regionalexpress im Frühherbst auf ihrer Internetseite visualisiert. Doch bezahlen soll die Begleitmaßnahme für die Region nun das Land und die Kommunen. Grafik: Bahn

Die geplante ICE-Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover wird vermutlich deutlich später fertiggestellt und erheblich teurer als bisher dargestellt. Von den Kernforderungen der Regionen wie auch aus dem Heidekreis wird voraussichtlich nichts umgesetzt, zumindest nicht vom Bund finanziert.

Das geht aus den jüngsten Unterlagen des Bundesverkehrsministeriums für den Bundestag hervor. Sie fassen die Ergebnisse der Vorplanung, der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung und die Einschätzung des Eisenbahn-Bundesamtes zusammen. Der Bundestag soll voraussichtlich 2026 über die Finanzierung des Projekts entscheiden.

Für die Region bedeutet das, dass die neue Strecke vor allem dem Fernverkehr dient und nicht dem Pendlerverkehr im Heidekreis. Überholbahnhöfe in Soltau, Bergen und weiteren Orten sind zwar vorgesehen und könnten theoretisch als Haltepunkte für den Regionalverkehr ausgebaut werden. Die Verantwortung für Betrieb und Finanzierung solcher Haltepunkte liegt jedoch beim Land Niedersachsen und den Kommunen, nicht beim Bund. Das Eisenbahn-Bundesamt weist explizit darauf hin, dass diese Punkte daher nicht im Bedarfsplan enthalten und nicht Teil der aktuellen Projektfinanzierung sind.

Auch die Forderung nach einer anderen Trassenführung durch die Gemeinde Bispingen erteilt das Eisenbahn-Bundesamt eine Abfuhr. Durch die gewählte Trasse in Bispingen würden Gewerbegebiete und sensible Wasserflächen weitgehend unberührt bleiben. Andere Varianten, etwa eine Verschiebung östlich durch bewaldetes Gebiet, würden die Umwelt stärker belasten und höhere Genehmigungsrisiken bergen.

Die Inbetriebnahme der Neubaustrecke ist offiziell für 2050 vorgesehen. In einer Risikoanalyse rechnet die Infrastrukturgesellschaft der Bahn jedoch mit möglichen Verzögerungen von bis zu 13,5 Jahren. Damit könnte die Strecke erst 2063 fertiggestellt werden. Für die Region, die bereits jetzt deutliche Eingriffe in Natur- und Wirtschaftsraum befürchtet, wäre das ein Jahrhundertprojekt mit ungewissem Ausgang.

Die geplanten Baukosten liegen laut den Unterlagen derzeit bei 8,8 Milliarden Euro. Bislang wird das Projekt als wirtschaftlich eingestuft mit einem Kosten-Nutzen-Wert von 1,5. Werden alle Risiken berücksichtigt, ist laut Ministerium jedoch von Gesamtkosten von mehr als 14 Milliarden Euro auszugehen.

Dann, so der Projektbeirat Alpha E, läge der Wert unter 1, das Projekt wäre unwirtschaftlich. So werde ein unwirtschaftliches Projekt als vermeintlich wirtschaftlich dargestellt, das sei Schönfärberei. Insgesamt nütze die Neubaustrecke mit einer Fertigstellung in 38 Jahren „leider gar nichts für die aktuellen Probleme“, so der Projektbeirat, der im Zuge des Dialogforums Schiene Nord die Interessen der Region vertritt und sich für den Ausbau der Bestandsstrecken einsetzt.

Auf 109 Kilometern von Hannover nach Hamburg

Die geplante Neubaustrecke Hannover–Hamburg soll eines der größten Infrastrukturprojekte Deutschland werden. Laut Bundesministerium für Verkehr basiert die Planung auf der Vorzugsvariante der DB Infra-GO AG, geprüft und bewertet vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA). Die Strecke soll zwischen Hannover-Vinnhorst und Hamburg-Meckelfeld 109 Kilometer lang werden, zweigleisig, elektrifiziert und auf hohe Geschwindigkeiten ausgelegt sein. Ziel ist es, den wachsenden Fernverkehr zwischen den Metropolen Hannover und Hamburg zuverlässig abzuwickeln, allerdings bedeutet sie auch tiefe Einschnitte in Natur und Umwelt. Viele Bewohner sind betroffen, die teils zwischen Autobahn und Bahnlinie eingekesselt werden könnten. Das Eisenbahn-Bundesamt hat aber bestätigt, dass die Vorzugsvariante alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt und den Grundsatz von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit wahrt.

Anja TrappeKommentieren