Stress um Giga-Halle auf dem Dorf
Nina Kokott (von links), Uta Starosky, Edwin Schmidt und Silvia Lühning von der Bürgerinitiative Hodenhagen. Foto: bk
An der Aller türmt sich was Großes auf. Im Hodenhagener Gewerbegebiet Nord will der Wedemarker Verpackungsunternehmer Andreas Prahl eine gewaltige Halle hochziehen, eine sogenannte Giga-Halle für seine Wellpappenfabrik. Um die Dimension zu verdeutlichen: Die in dem Gewerbegebiet bereits bestehenden gewaltigen Hallen etwa der Firma Vestas sind rund 18 Meter hoch und rund 400 Meter lang. Prahls Bauvorhaben soll rund 800 Meter lang und teilweise 45 Meter hoch werden.
Der Rat der Samtgemeinde Ahlden steht einstimmig hinter dem Projekt. Es geht um Arbeitsplätze und Gewerbeeinnahmen heißt es. Man wolle nicht wie andere Kommunen im Heidekreis die Hebesätze der Grundsteuer nach oben schrauben, sondern lieber die Wirtschaft für eine bessere kommunale Einnahmesituation sorgen lassen. Zudem sollen auf der Planfläche von 160.000 Quadratmetern rund 80 bis 100 Arbeitsplätze entstehen.
Doch was der Samtgemeinderat mitträgt, gefällt nicht jedem Einwohner. Eine Bürgerinitiative (BI) hat sich bereits 2023 gegründet, die die Giga-Halle verhindern will. Sie fürchten den Blick gegen eine Wand, ein Monstrum auf den Feldern, das seinen Schatten im Übrigen auch auf landwirtschaftliche Flächen wirft. Vor allem der im stärkere Lastverkehr bedrohe Hodenhagen, sagt Ute Starosky von der BI. Die Lkw führen nicht nur auf der einspurigen Bahnhofstraße zur A7 sondern auch durch den Ort selbst – zusätzlich zum Besucherverkehr des Safariparks.
Um das Projekt in dieser Dimension doch noch zu verhindern, hat die BI bereits Unterschriften gesammelt und zeigt in der Kommune regelmäßig Präsenz. Banner an Zäunen werben für eine Einwohnerbefragung zu dem Projekt, die BI geht davon aus, dass die Einwohner sich eher gegen die Giga-Halle entscheiden und sich damit mehrheitlich gegen die einhellige Unterstützung des von Bürgermeister Carsten Niemann eingefädelten Projekts im Rat positionieren. Die Auseinandersetzung um das Großprojekt wird von mehr als nur einer Seite mit harten Bandagen geführt. Hodenhagener haben Angst, auch an ihrem Gartenzaun das Banner aufzuhängen, Ratsmitglieder fühlen sich durch die BI bedroht. Dörfliche Harmonie sieht anders aus.
Start- und Landesbahn auf Hallenbereich ausgerichtet
Doch neben der BI gibt es weitere Gegner gegen die Halle. So soll der Aero-Club Hodenhagen nicht sonderlich glücklich sein über die Höhe der Halle. Die Start- und Landebahn des Clubs ist genau auf den Hallenbereich ausgerichtet. Und obwohl ein hydrologisches Gutachten der Firma Geodienste aus Wunstorf von 2024 keine Einwände gegen die Giga-Halle aufzeigt, sieht der Deichverband Hodenhagen durch die Geländeerhöhung eine Verstärkung der Hochwassergefahr durch die weitere Verdichtung des Geländes. Das Gewerbegebiet liegt zum größten Teil in dessen Verbandsgebiet.
Der Deichverband hat sich in der Angelegenheit auch an die Kreisverwaltung gewandt und weist vorsorglich daraufhin, dass er als Träger öffentlicher Belange anzuhören sei. Der Hinweis kommt nicht grundlos, denn eigentlich befindet sich der Deichverband nach einem höchstrichterlichen Urteil, das zur Neugründung des Verbands verpflichtet, in einem rechtlichen Graubereich. Wohl aus Gründen der Deichsicherheit hat der Landkreis auch den Verbandsvorstand nicht entlassen. Risikobereiche vertragen kein Verantwortungsvakuum. Verbandsvorsitzender Dr. Christoph Wasserfuhr hat im April zum Thema auch noch einmal nachgelegt, auf die neuen Berechnungen des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie verwiesen, die die Annahmen des Verbands bestätigten. Das Gewerbegebiet habe schon jetzt die Landschaft stark verändert und die in den 1950er-Jahren entwickelten Wasserhaltungssysteme „sind dieser Veränderung nicht mehr gewachsen“, warnt der Verbandsvorsitzende davor, ohne ausführliche Begutachtung der Entwicklung weitere Fakten zu schaffen. Eine Botschaft, die nicht nur an die Samtgemeinde Ahlden, sondern auch an die Kreisverwaltung geht.
Am kommenden Donnerstag wird sich der Hodenhagener Gemeinderat noch einmal mit dem Anliegen der Bürgerinitiative und deren Petitionsbegehren gegen die Giga-Halle befassen.