Asbest unter Verschluss
In dem spezialbelüfteten Zelt an Standort der ehemaligen Grundschule am Hanloh in Munster trennt ein Entsorgungsunternehmen die asbesthaltigen Baustoffe vom Abrissmaterial, um sie einer gesonderten Entsorgung zuzuführen. Dadurch sollen Schadstoffe nicht in die Umgebung emittieren können. Foto: akü
Auf dem ehemaligen Gelände der Grundschule am Hanloh tut sich derzeit wenig Sichtbares – und doch sehr viel: Ein großes weißes Zelt steht seit Kurzem dort, wo bis vor einigen Wochen noch Bauschutt lagerte. Es ist kein gewöhnliches Bauzelt, sondern Teil eines hochsensiblen Rückbauverfahrens. Denn: In den alten Fassadenelementen der Schule steckt festgebundener Asbest – und der muss sachgemäß und sicher getrennt werden.
„Wir haben es hier mit sogenannten Sandwichelementen zu tun“, erklärt Lübbo Schuster, Leiter der Fachgruppe 32 – Planung und Bau – bei der Stadt Munster. „Das bedeutet, ein Holzkern wurde mit Styropor gefüllt und beidseitig mit asbesthaltigen Platten verklebt. Dieses Verbundmaterial kann so nicht einfach als Ganzes entsorgt werden.“ Genau deshalb sei das Zelt notwendig gewesen: „Darin schaffen wir kontrollierte Bedingungen – mit Unterdruck und Luftfiltern –, damit die Trennung der Materialien unter Einhaltung aller Sicherheitsvorgaben erfolgen kann.“
Warum ist die Entsorgung so aufwendig?
Asbest galt jahrzehntelang als Wundermaterial im Bau – leicht, feuerfest, isolierend. Heute ist klar: Die Faserstoffe können beim Einatmen Krebs auslösen. Besonders tückisch: Schon kleinste Fasern, die beim Zerbrechen oder Bearbeiten freigesetzt werden, können sich in der Lunge festsetzen. Deshalb gelten beim Rückbau strenge Vorgaben nach der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS 519).
„Die asbesthaltigen Fassadenplatten dürfen nicht einfach in Stücke zerschlagen und abtransportiert werden“, betont Schuster. „Das wäre eine massive Gesundheitsgefahr für alle Beteiligten und auch für die Umgebung. Deshalb trennen Spezialisten die Platten in dem Zelt vorsichtig und fachgerecht in ihre Bestandteile – Holz, Styropor und Asbest.“ Der Abfall wird anschließend separat in luftdichten Containern verpackt und nach strengen Umweltstandards entsorgt.
Die Arbeiten führt eine Fachfirma aus, die über die notwendige Zulassung verfügt. Zudem sei das Verfahren mit dem zuständigen Gewerbeaufsichtsamt abgestimmt und dort ordnungsgemäß angemeldet worden. „Wir legen großen Wert darauf, alle gesetzlichen und sicherheitsrelevanten Vorschriften einzuhalten“, betont Schuster. „Transparenz und Sorgfalt stehen bei so einem sensiblen Stoff an oberster Stelle.“
Der Umfang der Arbeiten ist beachtlich: Etwa 1.200 Quadratmeter Sandwichelemente müssen getrennt und einzeln verpackt werden – ein zeitintensiver Prozess, der noch mehrere Tage in Anspruch nehmen wird. „Aber es geht nicht schneller, wenn es ordentlich und sicher sein soll“, so Schuster. Die Stadt bittet die Anwohnerinnen und Anwohner um Verständnis – auch dafür, dass das Zelt noch eine Weile stehen bleibt.
Mit dem Rückbau der alten Schule geht ein weiterer Abschnitt im städtischen Bauprogramm zu Ende. Gleichzeitig zeigt das Beispiel Hanloh, wie viele Altbauten noch immer mit Schadstoffen wie Asbest belastet sind – und wie komplex deren Entsorgung ist. Asbest ist kein Thema von gestern. Viele Gebäude aus den 60er- und 70er-Jahren sind betroffen. „Sobald die Trennung abgeschlossen ist, soll das Zelt wieder vollständig abgebaut werden“, so Schuster.