Spiel mit vielen Fragen

Der Zweite Weltkrieg, der mehr als 60 Millionen Menschenleben kostete, als fröhliches Brettspiel? Ein „geschmackloses Produkt“ werde da im Shop des Deutschen Panzermuseums (DPM) angeboten, zürnt Dietmar Bartsch. Der prominente Bundestagsabgeordnete der Linken wurde nach eigenen Angaben von einem Bürger auf das Sortiment des Onlineshops aufmerksam gemacht, genauer gesagt auf das Sonderangebot mit der Artikelnummer 1000: „World War II – Trivia Game“. Dabei handelt es sich laut Angaben der dänischen Herstellerfirma um „das weltweit erste Quizspiel über den Zweiten Weltkrieg“, mit 1800 Fragen zu Panzer- und Seeschlachten, Waffengattungen, Frontabschnitten und militärischen Schlüsselfiguren. Eingebettet ist das für Spieler ab 16 Jahren freigegebene militärhistorische Quiz in eine kriegerische Spielhandlung, bei der es darum geht, „feindliche Hauptstädte“ zu erobern und „zu verhindern, dass einer Ihrer Gegner Ihren Marker auf dem Schlachtfeld erobert“. Das sei „ekelhaft“, kommentiert ein Kreisverband der Linken auf der Plattform X, „eine Schande, dass so etwas im Deutschen Panzermuseum verkauft werden darf“. Andere verteidigen das Spiel und das Museum.

Ralf Raths räumt im Gespräch mit der Böhme-Zeitung ein, dass es sich bei dem Brettspiel um einen Grenzfall handelt. „Wir machen nicht alles mit, nur weil es Umsatz bringt“, betont der Wissenschaftliche Direktor des Panzermuseums. Manche Produkte, die sich in anderen Panzermuseen gut verkaufen und ohne weiteres online bestellbar sind, sucht man im Sortiment des DPM daher vergebens, etwa Panzer-Hauspantoffeln und Panzer-Strampler, wie sie das Panzermuseum im englischen Bovington führt. „Die sind, was totale Kommerzialisierung angeht, total schamfrei“, sagt Raths.

Aufnahme ins Sortiment „mit Grummeln im Bauch“

Das kritisierte Brettspiel habe man aber „mit ein bisschen Grummeln im Bauch“ ins Sortiment aufgenommen, weil die Wissensvermittlung durch Quizfragen im Mittelpunkt stehe und die kriegerische Metaphorik letztlich abstrakt bleibe. Da die Spielkarten in englischer Sprache verfasst sind, könne man internationalen Gästen ein Angebot machen. Ein ebenfalls im Shop erhältliches, selbst entworfenes reines Quizspiel im Stil des Klassikers Trivial Pursuit ist dagegen nur in deutscher Sprache verfügbar.

Die Ausstellung und der Shop-Bereich sind thematisch streng voneinander getrennt. Hier die Präsentation der Militärfahrzeuge, Erklärtexte, historische Aufnahmen, Gewaltdarstellungen, schwere Kost. Dort der eher heitere Verkaufsbereich mit Tassen und Bechern, originellen T-Shirts, Hoodies und Cappies, kleinen Panzermodellen fürs heimische Wohnzimmer. „Da ergibt sich schon ein Spannungsfeld“, räumt Raths ein. Aber es sei eben der Shop eines Museums, nicht einer Gedenkstätte – auch wenn das Thema der Ausstellungshallen ein düsteres sei.

Die scharfe Kritik des bekannten Bundespolitikers nimmt Raths sportlich, er kann sie argumentativ durchaus nachvollziehen. Die Werte, Ziele und Methoden seines Hauses repräsentiere das auch von ihm und seinem Team als problematisch empfundene Brettspiel aus dänischer Produktion aber gerade nicht, es sei ein untypischer Grenzfall, ein Kompromiss. Raths hat Bartsch inzwischen zu einem Rundgang durch das Panzermuseum eingeladen, mit anschließendem Kaffeetrinken. Der Linke hat die Einladung angenommen. Ein Brettspiel wird er wohl eher nicht als Souvenir aus Munster mitbringen. Vielleicht den Hoodie mit der Aufschrift Woke & Wehrhaft? Den fand zumindest seine grüne Bundestagskollegin Claudia Roth „richtig klasse“, als sie vor zwei Jahren, zugeschaltet aus Berlin, ein Grußwort zum 50. Geburtstag des Panzermuseums sprach.