Die Böhme als Trinkwasserquelle

Seit zwei Jahrzehnten ist der Soltauer Markus Lampe als ehrenamtlicher THW-Helfer im Auslandseinsatz. In Soltau übte seine Einheit am Wochenende und machte aus trübem Böhmewasser (Foto) klares Trinkwasser. Foto: at

Das Wasser der Böhme in Trinkwasserqualität zu verwandeln, dauert nicht lange. In einer Stunde schafft die mobile Trinkwasseraufbereitungsanlage des Technischen Hilfswerks (THW) 5000 Liter. Aus bräunlichem Wasser wird klares. Trinken kann man es dennoch nicht sofort. Zunächst müssen die Laboranten das Wasser in ihrem mobilen Labor auf mögliche mikrobiologische Keime untersuchen, die auch die beste Filteranlage nicht entfernen kann. Deren Ergebnisse liegen erst nach 24 Stunden vor.

Vier Mitglieder des THW-Ortsverbands Soltau gehören zum Modul Mitte der „Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland“, kurz Seewa. Insgesamt 34 Helferinnen und Helfer aus Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen übten am Wochenende unter möglichst realistischen Bedingungen die Aufbereitung von Flusswasser zu Trinkwasser.

Dafür war auf dem hinteren Bereich des Aldi-Parkplatzes an der Böhmheide in Soltau das nötige Equipment aufgebaut: 20 Meter Schlauchleitung führten in den Fluss, dazu kamen zwei Vorbehälter, drei Trinkwasseraufbereitungsanlagen, ein großer Wasserspeicher, das Labor in einem Lkw sowie die Stromversorgung. „Wir haben immer wieder Nachwuchs, und auch der muss mit der Technik vertraut gemacht werden“, sagt Markus Lampe.

Der Soltauer ist seit 30 Jahren beim THW aktiv und seit zwei Jahrzehnten weltweit mit Seewa im Einsatz, in verschiedenen von Katastrophen betroffenen Ländern. Irak, Jordanien, Haiti, Mosambik und Nepal sind nur einige davon. Überall galt es, schnellstens die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser zu sichern. „Sechs Wochen kann man ohne Essen auskommen, aber nur maximal 48 Stunden ohne Trinkwasser“, sagt Lampe.

Innerhalb von 24 Stunden müssen THW-Kräfte im Notfall abflugbereit sein, in der Zeit muss auch die Technik verladen werden. Meist starten die Einsätze von den Flughäfen Frankfurt oder Bonn in die Einsatzgebiete. Vor Ort unterscheidet sich die Trinkwasseraufbereitung nur in Details von dem Übungsaufbau in Soltau.

Von der Böhme wird das Wasser zunächst in zwei Behälter gepumpt. Dort wird eine Chemikalie zugegeben, die dafür sorgt, dass größere Schwebstoffe ausflocken und auf den Boden sinken. Der größte Teil der Reinigungsphasen erfolgt in geschlossenen Zylindern der Anlage. Das Wasser durchläuft immer feinere Filter. Die Membranen sind so dicht, dass sie sogar wasserlösliches Salz aus dem Meerwasser entfernen. Über weitere Schläuche wird das saubere Wasser in den Reinwasserbehälter gepumpt, der 10.000 Liter fasst. Der Tank erinnert an ein gewaltiges Wasserbett.

Im Laufe des Nachmittags informieren sich unter anderem Vertreter der Kreisfeuerwehren bei den THW-Kräften vor Ort über die Technik. Der Ortsverband hat am Wochenende die Versorgung und die Unterkunft sichergestellt. Die 34 Einsatzkräfte übernachteten in Zelten auf dem Campingplatz Imbrock.

80.000 Ehrenamtliche in den Ortsverbänden

Das Technische Hilfswerk ist die Katastrophenschutzorganisation des Bundes. Bundesweit engagieren sich mehr als 80.000 Ehrenamtliche in Ortsverbänden wie in Soltau. Die Helferinnen und Helfer unterstützen im In- und Ausland bei Hochwasser, Stürmen, Unfällen und Großschadenslagen, bauen Notstromversorgung und Infrastruktur auf und helfen bei der Rettung von Verschütteten. Eine besondere Aufgabe ist die Wasseraufbereitung: Mit mobilen Anlagen kann das THW verunreinigtes Wasser in sauberes Trinkwasser umwandeln. Zuletzt waren die THW-Kräfte aus Soltau rund um die Uhr auch beim Hochwasser an der Aller im Einsatz.