„Wenn wir keine Fahrer finden, war's das“
Die Stimmung bei der Munsteraner Tafel in den Räumen der St.-Martin-Gemeinde an der Marienburger Straße. 1, ist ruhig – fast zu ruhig. Zwischen den gefüllten Kisten mit Brot, Gemüse und Molkereiprodukten schwebt eine drängende Frage durch die Luft: Wie lange geht das noch gut? Michael Klingbeil, Leiter der Tafel, bringt es auf den Punkt: „Wenn wir das mit den Fahrern nicht gebacken kriegen, dann sehe ich schwarz. Dann müssen wir irgendwann die Tore dicht machen.“
Die Tafel versorgt aktuell 130 Bedarfsgemeinschaften mit Lebensmitteln – mehr als 300 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder. „Und es werden mehr“, sagt Klingbeil. „Ich hatte heute wieder drei neue Anmeldungen.“ Dabei könnten in Munster schätzungsweise rund 2200 Menschen Anspruch auf Unterstützung durch die Tafel geltend machen. „Wenn die alle kämen, wüssten wir gar nicht, wie wir das stemmen sollen.“
Doch der Engpass liegt nicht bei der Verteilung – sondern beim Einsammeln. „Ich habe jetzt im Grunde nur noch drei Teams“, erklärt Klingbeil. „Und das heißt, sie müssen alle drei Wochen ran – eine Woche lang, täglich, am Vormittag. Einige haben mir nun gesagt, das machen sie nicht mehr mit.“ Drei Fahrer kündigen zum Monatsende. „Wenn sich bis zum 1. Oktober nichts tut, ist Schluss.“
Was dann droht, ist mehr als nur eine logistische Herausforderung. Ohne die morgendlichen Abholtouren – unter anderem zu den Supermärkten – bleibt die Ware aus. Und ohne Ware gibt es keine Ausgabe mehr. „Gerade bei verderblichen Sachen wie Milch oder Obst ist das ein Problem“, so Klingbeil. Die Folge: Ein Drittel der Kundinnen und Kunden stünde ohne diese wichtige Hilfe da.
Gesucht werden deshalb vor allem Fahrer und Beifahrer. „Am besten kräftige Leute“, sagt Klingbeil mit einem entschuldigenden Lächeln. „Die Körbe sind oft bis oben hin voll – da braucht man schon ein bisschen Power.“ Ein Führerschein der Klasse B reicht – Beifahrer können auch ohne fahren, aber zupacken müssen alle. Ideal wäre ein Team-Einsatz alle fünf Wochen – das entlastet die Ehrenamtlichen und macht die Aufgabe planbarer.
Immerhin: Bei der nachmittäglichen Ausgabe ist die Lage etwas entspannter. „Da haben sich dank eines Zeitungsartikels schon einige Frauen gemeldet“, freut sich Klingbeil. „Aber auch hier kann ich immer Leute gebrauchen. Es ist eine schöne Aufgabe – die Menschen sind dankbar, man macht etwas Sinnvolles.“ Gesucht werden etwa sechs Helferinnen und Helfer, die einmal im Monat nachmittags mitarbeiten. Zeitabsprachen im Team sind flexibel möglich.
Der Appell ist deutlich: „Wenn wir nicht sehr bald diese ehrenamtlichen Helfer finden, muss die Tafel Ende September den Betrieb einstellen.“ Dann bliebe über 300 Menschen in Munster – vielen davon mit Kindern – eine wichtige Versorgungsquelle versperrt. Für Menschen, die ohnehin am Existenzminimum leben, wäre das ein harter Schlag.
Wer helfen will, kann sich direkt bei der Tafel melden. Noch ist es nicht zu spät. Aber viel Zeit bleibt nicht. Kontakt für Interessierte: Tafel Munster, Michael Klingbeil, (05192) 9760420.