Bahn setzt auf Neubaustrecke, ICE-Halt bei Soltau möglich
In einem Video auf einer neuen Internetseite der Bahn ist der geplante Standort des Bahnhofs „Soltauer Heide“ bereits animiert.
Was am Donnerstag mit einer Mitteilung des Landkreises Harburg schon zu erahnen war, stellte sich am gestrigen Freitagnachmittag als gegeben heraus: Die Zeichen in Sachen Bahnausbau zwischen Hamburg und Hannover stehen tatsächlich auf Neubau.
„Nur der Neubau erfüllt alle gesetzlichen Vorgaben“, so begründeten die zuständigen Bahnvertreter bei der Vorstellung des ProjektesProjekts die Entscheidung, und nur der Neubau könne die am stärksten überlastete Bahnverbindung Deutschlands entlasten.
In der nun abgeschlossenen Vorplanung wurden nach Angaben der Bahn 29 Varianten sowohl entlang der Bestandsstrecken als auch neue Streckenführungen untersucht. Vier Varianten seien letztlich anhand von 200 Kriterien gutachterlich abgewogen worden. Danach erfülle nur der Neubau von Hamburg nach Hannover, abzweigend bei Soltau in Richtung Bergen, die Kriterien des Deutschlandtakts sowie das Ziel, mehr Platz auf den Gleisen für mehr Züge im Nah-, Fern- und Güterverkehr zu schaffen. Der reine Streckenausbau habe sich trotz intensiver Prüfung als deutlich unterdimensioniert herausgestellt, so die Bahnvertreter. Außerdem bringe der Neubau zusätzliche Potenziale für neue Nahverkehrshalte wie zum Beispiel im Heidekreis. Die Bahn hofft damit auch auf mehr Akzeptanz in der Region.
Expressnahverkehr nennt die Bahn das Angebot auf der möglichen ICE-Strecke und will dafür im Bereich Soltau einen Bahnhof bauen. Genauer soll dieser im Bereich eines Überholbahnhofes auf der Neubaustrecke östlich des Stadtgebietes zwischen Munster und Soltau entstehen, nahe des Designer-Outlets. Mit Bus, Auto oder Fahrrad soll man ihn erreichen können. Ein Parkhaus solle entstehen, ein Bus-Shuttle eingerichtet werden. Die Bahn geht davon aus, dass man künftig von dort aus statt in 84 Minuten die Hansestadt Hamburg in 30 Minuten erreichen kann. Nach Hannover sollen es 40 statt 59 Minuten sein. Zudem könne mit dem Haltepunkt ein wirtschaftlicher Aufschwung verbunden sein, dazu führten. Dazu führten die Bahnvertreter ähnliche Entwicklungen in Montabaur beziehungsweise Merklingen an, wo ebenfalls auf ICE-Strecken Halte für den Nahverkehr eingerichtet worden seien. Auch dort fahre man an der jeweiligen Stadt vorbei.
Zudem sind auf den vorgelegten Karten weitere Haltepunkte vorgesehen – unter anderem auch im Bereich Wietzendorf. Das sei eine Option. Wenn dieser aus Landesrecht gewollt sei, könnte der Stopp im Auftrag des Landes umgesetzt werden.
Bis zum Bau ist es aber noch ein weiter Weg. Für die tatsächliche Umsetzung bedarf es zunächst eines Beschlusses des Bundestages, bevor es in die Planfeststellung gehen kann. Ob und wann dann tatsächlich die ersten Züge rollen können, ist auch von gerichtlichen Auseinandersetzungen aufgrund des zu erwartenden Widerstands aus der Region abhängig. Möglicherweise schwindet dieser leicht: Landrat Jens Grote sah trotz aller Frustrationen über die Nichtumsetzung der Ergebnisse des Dialogforums Schiene-Nord und der deutlichen Nachteilen für Natur, die, Menschen und Betriebe in den betroffenen Kommunen auch positive Aspekte: Es gelte, die Chancen durch Verbesserungen im Regionalverkehr durch einen möglichen Regionalbahnhof in der Nähe von Soltau zu überprüfen und zu bewerten.