Cooles Städtchen braucht mächtiges Sprachrohr
Ein beliebtes Fotomotiv sind nach wie vor die bunten Schirme über der Wegeverbindung von der Soltauer Marktstraße zum Hagen. Leider können sie nur bedingt davon ablenken, dass die Ladengeschäfte auf der rechten Seite inzwischen fast vollständig leer stehen. Foto: at
Mehr Grundfrequenz für jeden Laden in der Soltauer Innenstadt wünscht sich die IHG. Die Händler und Gewerbetreibenden der Interessengemeinschaft schauen nicht nur auf die aktuelle Saison mit vielen Urlaubern, sondern schon jetzt auf ihre zweite Jahreszeit, wie sie sie nennen, die deutlich weniger Kunden in die Läden bringt. Auch nach den Ferien, wenn die Urlauber weg sind, brauche es einen stabilen Kundenstrom, um zu überleben, betonen Hans Jürgen Lange und Sascha Lühr von der IHG.
„Bei drei Handelszentren in Soltau muss jeder klarkommen“, sagt Lange. Und da befruchte man sich auch gegenseitig, sieht Lühr grundsätzlich wenig Konkurrenz zwischen Innenstadt, Almhöhe und Designer Outlet. Dennoch nähmen auch in Soltau wie anderswo die Leerstände zu. Allein in Lüneburg stünden derzeit 37 Geschäfte zur Vermietung, dort auch, weil der Mietspiegel zu hoch sei. Das sei in Soltau nicht mehr so. Inzwischen liege der Quadratmeterpreis für Ladengeschäfte bei zehn Euro und darunter.
Dennoch passiere zu wenig, um eben jene Grundfrequenz zu erreichen. Dabei sind Lange und Lühr auch selbstkritisch. Nur noch drei bis vier Einzelkämpfer gebe es entlang der Marktstraße, ansonsten viele Filialisten, die man kaum in ein Konzept einbinden könne. Die IHG sei kaum noch handlungsfähig.
Was also tun? „Wir müssen uns mehr vernetzen“, findet die IHG-Spitze und meint damit nicht nur Händler, Filialisten und Marktbeschicker, die sie zurzeit als die wichtigste Marketingaktion für eine Belebung einordnet. Beteiligen sollten sich auch Vereine, die etwa Kulturveranstaltungen anbieten. „Dreimal Soltauer Sommer reicht nicht“, findet Lange. Vielmehr sollte das Zentrum ein niedrigschwelliger Treffpunkt werden, der zum Stadtbummel einlädt, zum Entdecken von Kultur und Angeboten. Das sei kein kurzfristiges Projekt, sondern brauche Monate an Vorbereitung, um die Innenstadt nachhaltig zu stärken.
Dazu erhofft sich die IHG noch ein stärkeres Wirken der Stadtverwaltung mit ihrer Innenstadtkoordinatorin Resa Domurath. „Sie kann das“, gibt es von Lühr Vorschusslorbeeren. Es brauche einen gemeinsamen Konsens, eine gemeinsame Führung, um die wunderschöne Kernstadt zu erhalten. Dazu zählten nicht nur Kulturveranstaltungen, sondern auch besondere Angebote wie ein Käsemarkt oder eine Azubi-Börse. „Wir haben wirklich ein cooles Städtchen, da feiern wir uns auch zu Recht für“, sagt Lange. Dennoch wünscht er sich mehr Mut und eine breitere Brust, die Angebote nach draußen zu tragen. „Dafür braucht es ein mächtigeres Sprachrohr.“
Auch Erster Stadtrat Karsten Lemke hält engere Absprachen für sinnvoll. Quartiersvertreter und Verwaltung treffen sich bereits viermal im Jahr, und es gibt enge Abstimmungen mit dem Bereich Stadtmarketing der Verwaltung. „Aber das können wir natürlich noch einmal thematisieren“, so Lemke.
Modernisierung ab 2027
Außer der Kundenfrequenz macht den Händlern auch die allgemeine Entwicklung der Innenstadt Sorgen. Die IHG-Spitze warnt: Die Innenstadt dürfe nicht verlottern. Um sie für die Zukunft zu stärken hat schon vor Jahren in Soltau ein Prozess begonnen, der mit Städtebaufördermitteln unterstützt werden soll. Aktuell läuft die Ausschreibung für einen Ideenwettbewerb für Architekten, dessen Ergebnisse in gut einem Jahr vorliegen sollen. Noch dieses Jahr sollen erste Maßnahmen an der Burg starten. 2027 soll es dann mit der Modernisierung richtig losgehen.