„Eigentlich hätte er noch 20 Jahre leben müssen“
Ein Meister der Eigenwerbung war der Bispinger Uwe Schulz-Ebschbach (Mitte). Vielfach war er unter anderem im Fernsehen präsent, wie hier bei der NDR-Aufzeichnung mit Semino Rossi (links) und Lutz Ackermann kurz vor Weihnachten 2017. Foto: at
Als ich Uwe Schulz-Ebschbach das erste Mal und dann immer mal wieder zu bemerkenswerten Anlässen traf, begleitete mich immer dieses Gefühl der Ungläubigkeit, auch ein wenig des Fremdschams. Hat er wirklich gerade seine Frau „die Olle“ genannt? Aber sie saß ruhig da, nickte und unterstützte ihn bei allem, was er nicht lassen konnte.
Jetzt ist Schulz-Ebschbach gestorben. Der Herr der Iserhatsche in Bispingen, der dort seinen Traum verwirklichte, sich mit einem eigens und nicht ganz legal erbauten Kastell, dem Montagnetto, mit eigenem Vulkan, einem Landschaftsgarten, viel Malerei und Sammelleidenschaft unsterblich machte. „Warum sollte ich auf einem Kreuzfahrtschiff mit der Ollen um die Welt fahren? Nee“, berlinerte er immer mal wieder lauthals. Das wäre ihm einfach zu langweilig. Er musste tun.
Schulz-Ebschbach kaufte 1986 die Iserhatsche, die einst um 1910 als Jagdsitz mit Villa vom Stahlbau-Unternehmer Ernst Noelle entwickelt worden war. 2003 öffnete er die historische Villa und Gelände für Besucher. Mit goldenem Prunk, eigener Malerei verzierte er die Räume, führte durch Biedermeier- und Diana-Sanssouci-Zimmer. Von dort bespielte er wie ein Zauberkünstler die Glocken des Ebereschen-Eisen-Baum im sogenannten Philosophen-Garten. Sein und die Konterfeis seiner Familie schauten von den Wänden, auch auf den Sitzsarg, den er den Massen an Touristen in seinem eigenen Wohnzimmer präsentierte. Immer mit dem Hinweis: Das werde mal seiner, mit 65, später auch mit 70 trete er ab.
Jetzt ist er 84 Jahre alt geworden. Neben Ungläubigkeit löste der Berliner aber auch etwas Begeisterndes aus. Nicht ohne Grund, waren die Führungen durch sein Neuschwanstein des Nordens, wie er es gerne darstellte, doch echte Erlebnisse. Weil er nicht überall sein konnte, hörte man irgendwann seine Stimme über Lautsprecher am Eingang. Pro Jahr kamen in Hoch-Zeiten 40.000 Menschen zur Iserhatsche, mit Bussen fuhren sie vor oder kamen zu Fuß vom Nachbarn Center Parcs.
Er ließ eine Eisenbahn in Miniatur in seiner Auffahrt fahren, baute eine riesige Arche Noah aus Holz in den Garten, versah alles mit Sinnsprüchen und ließ Massen an Sammlern ihre Schätze in den Montagnetto einfahren: Darunter die wohl noch immer größte Bierflaschensammlung.
Vieles gelang aber auch nicht, das Schloss aus Flaschen oder die Umwandlung eines großen Teils des langgezogenen 23 Hektar großen Dreiecks-Grundstücks in ein Wohngebiet für reiche Häuslebauer, die im besten Fall mit Hubschrauber aus Hamburg einfliegen sollten. Die Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen für die Waldumwandlung konnte und wollte er nicht zahlen. Auch der Traum, wenn schon nicht vor Ort, wie er meinte, wenigstens überregional Anerkennung zu finden und mit seinem Werk ins Weltkulturerbe aufgenommen zu werden, war dann doch eher ein Werbegag.
Ähnlich wie viele Bispinger, die ihn nur als Baron betitelten, war Schulz-Ebschbach für Dr. Jens Bülthuis immer der schräge Fürst, ein komischer Kerl. Erst in seinem Amt als Bürgermeister habe er ihn besser kennengelernt. Man sei sich mit großer Zugewandtheit begegnet, sagt er. „So skurril seine Ideen auch waren, so sympathisch waren sie mir“, sagt Bülthuis und erinnert an unheimlich viel Arbeit und viel Geld, die und das Schulz-Ebschbach in seinen Traum investiert habe. „Eigentlich hätte er noch 20 Jahre leben müssen, um alles umzusetzen.“
Bleiben aber wird von ihm ein fantastisches Reich, das so schräg, überbordend und eigenwillig ist wie sein Erschaffer. Mit Schulz-Ebschbach ist ein Original gegangen. Die Iserhatsche aber erzählt hoffentlich weiter seine Geschichten. Und wer sich dorthin auf den Weg machen will, der kommt über die „Schulz-Ebschbach-Allee“. Ein Straßennamen, den er sich auf seine ganz eigene Art auch schon zu Lebzeiten sicherte.