Burg-Abriss in der Kritik
Die Anwohner der Burg haben Sorge, dass bei einem Abriss von zwei maroden Gebäuden ihr Eigentum in Mitleidenschaft gezogen wird. Der Untergrund nahe der Flüsse Soltau und Böhme ist feucht.
Der erhebliche Protest von Anwohnern gegen zwei städtische Vorhaben prägte am Donnerstagabend auch die Sitzung des Soltauer Stadtrats. Eines der Themen stand gar nicht auf der Tagesordnung, das andere wurde gleich zu Beginn von ihr genommen.
Auf Antrag von Bürgermeister Karsten Brockmann befasste sich der Stadtrat zunächst nicht mit dem Neubau eines Obdachlosenheims am Bornkamp. Weitere Beratungen seien nötig, erklärte er. Die Anlieger fordern einen anderen Standort, sie fühlen sich in ihrem Wohngebiet bedroht und unsicher (BZ vom 11. September „Streit um Obdachlosenheim“). Einige von ihnen verfolgten die Sitzung im Zuschauerbereich und hatten ihre Kinder mitgebracht, um die sie sich insbesondere in dem Wohnumfeld sorgten.
Das zweite Thema betraf die Pläne für den Bereich der Burg. Die Stadt hatte dort drei Gebäude erworben, die nun leer stehen und abgerissen werden sollen. Laut Brockmann sei eine Sanierung wirtschaftlich nicht vertretbar. Die Gebäude weisen erhebliche Feuchtigkeitsschäden und anderen Sanierungsstau auf. Ursprünglich war vorgesehen, nach dem Abriss eine Grünfläche entstehen zu lassen.
Die Anlieger wiederum sind durch aktuelle Baumaßnahmen alarmiert worden und sehen die Situation vor Ort anders als die Stadt. Den geplanten Abriss kritisieren sie heftig. Sie werfen der Stadt vor, die bisherigen Mieter in den Gebäuden Burg 2 und 4 sowie Markstraße 41a gegen deren Willen vertrieben und sich Gesprächen verweigert zu haben, wie es in einer Stellungnahme hieß.
Zudem weisen sie auf die instabile Bodenbeschaffenheit hin. Risse an anderen Gebäuden zeigten die Risiken. Statt präventiver Maßnahmen setze die Stadt nur auf Beweissicherung, Schäden würden erst dokumentiert, wenn sie bereits eingetreten seien. Die Sorge der Anwohner: Der Boden könnte absacken, Häuser destabilisieren und die Stadt im Schadensfall sich aus der Verantwortung ziehen.
Kritik gibt es auch an nach ihrer Meinung fehlenden Nutzungskonzepten. Während historische Substanz zerstört werde, auf die man beispielsweise im Bereich Hagen stolz sei, solle die künftige Gestaltung erst in einem städtebaulichen Wettbewerb entschieden werden. Schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit, etwa bei Bauarbeiten an der städtischen Schleuse, bei denen Risse und Mauerschäden dokumentiert worden seien, verstärkten das Misstrauen. Die Anwohner fordern ein unabhängiges geotechnisches Gutachten, konkrete Sicherungsmaßnahmen, Transparenz und eine verbindliche Einbindung.
Am Donnerstag brachte Bürgermeister Brockmann zunächst etwas Ruhe in die Diskussion und sicherte den anwesenden Anwohnern Gesprächsbereitschaft zu. Bislang, so Brockmann, seien dort nur die Stadtwerke aktiv, die die Versorgungsleitungen zu den Gebäuden stilllegen sollten. Dennoch sei es Ziel, die Gebäude abzureißen. Die Kosten für den Rückbau seien stets Bestandteil der Planungen für die Innenstadt gewesen.
Auf Anfrage der BZ, welche geotechnischen Gutachten für den gesamten Burg-Bereich vorlägen, um Risiken für Nachbargebäude auszuschließen, betonte die Stadt, dass ein Baugrundgutachten derzeit in Erstellung sei. Darin sollen Risiken für Nachbargebäude geprüft werden. Erst auf Grundlage der Ergebnisse solle über den Abriss entschieden werden.
Beweissicherungsverfahren ist zwingend notwendig
Zudem, so Brockmann gegenüber der BZ, sei ein Beweissicherungsverfahren für den geplanten Abriss der Gebäude zwingend. Auch präventive Maßnahmen würden ergriffen, verweist er unter anderem auf die Baugrunduntersuchung. „Die berechtigten Belange der Nachbarn sollen hierbei berücksichtigt werden.“ Entsprechende Schutzmaßnahmen für die Nachbargebäude würden in den Planungen berücksichtigt.
Die Neugestaltung der Burg ist bereits seit 2022 geplant. Neubauten sollen in den Bereichen Burg 4 und 6 entstehen, der Bereich gilt laut den Konzepten als Schlüsselobjekt für die Fußgängerzone. Der Abriss sei die erste Maßnahme für die Umgestaltung. Ob ein Ersatzneubau wirtschaftlich und funktionell möglich ist, hänge von den Untersuchungsergebnissen ab. Die Neugestaltung ist Bestandteil des städtebaulichen Realisierungswettbewerbs, der Anfang 2026 beginnt.
Für den Bereich der Burg stehe bereits fest, dass, sofern es zu dem Rückbau der Gebäude komme, der Erhalt des Platzcharakters eine Planungsanforderung sein werde. Die Büros entwickeln in ihren Planungen Ideen, in welcher Form dies realisiert werden soll. Erst wenn alle Unterlagen und Ergebnisse vorlägen und auch die Entscheidung stehe, wie ein Rückbau erfolgen könne, sei aus Sicht Brockmanns ein Abstimmungsgespräch mit den Anwohnerinnen und Anwohnern der Burg zielführend. Ein solches werde daher noch terminiert.