„Ein Jonglieren mit vier Bällen“
Die Turnhalle am Jordan fällt auf unbestimmte Zeit für den Sportbetrieb aus. Das hat Folgen für die Grundschule Hansahlen, deren Klassen mit dem Bus in umliegende Hallen fahren, sowie für die Hallenbelegung des Schneverdinger Vereinssport im Winter, der die Herausforderung gemeinsam angeht und dafür insbesondere auf die Hallen in den Ortschaften ausweicht. Foto: sus
Wenn eine Turnhalle unvorhergesehen länger geschlossen bleiben muss, beschäftigt das nicht allein die Bauverwaltung, die sich darum bemüht, Schäden und deren Ursachen zu beheben. Es hat darüber hinaus mit Blick auf den bevorstehenden Herbst und Winter ebenfalls Folgen für die naheliegende Schule und die Sportvereine. Denn dann ist Sport im Freien nicht in jedem Fall möglich. In Schneverdingen trat zum Sommer dieser Fall bei der Turnhalle am Jordan ein und stellte sowohl die Grundschule Hansahlen als auch den Vereinssport bei der Organisation des Hallenbelegungsplans ab Ende September vor große Herausforderungen.
Schon seit den Osterferien konnte die Schule die Turnhalle nicht mehr benutzen. Bis zum Ende des Schuljahres behalf sie sich mit Sport aus dem Schulhof, im nahegelegenen Park und in der Pausenhalle, berichtet Schulleiterin Agnes Fach. „Für eine gewisse Zeit geht das natürlich, da ist man kreativ und passt die Situation den Gegebenheiten an.“ Als sich vor den Sommerferien abzeichnete, dass die Sanierung nach einem Wasserschaden sehr viel länger dauern wird, fragte sie zunächst in der Schulleiterinnenrunde nach. Während in der GS am Osterwald keine Kapazität frei war, denn die Schulen müssen derzeit auch noch den Wegfall des Schwimmunterrichtes kompensieren, gab es aus den anderen beiden Schulen aber gleich positive Rückmeldungen.
Drei Klassen kommen nun jeweils in den Turnhallen in Lünzen und am Pietzmoor, zwei weitere Klassen im Dorfgemeinschaftshaus in Wesseloh unter. „Wir haben sehr intensiv mit der Stadt als Träger kooperiert“, berichtet Fach. Verwaltung und Rat stimmten sehr schnell der zusätzlichen Finanzierung des Bustransfers zu, um den Sportunterricht zu ermöglichen. Die Stundenpläne zu erstellen und die Zeiten abzustimmen, war vor, in und kurz nach den Sommerferien logistisch höchst anspruchsvoll: „Alles in allem fühlte es sich zu manchen Zeitpunkten an wie ein Jonglieren mit vier Bällen“, blickt Fach zurück, „aber letztendlich haben wir dank der konstruktiven Zusammenarbeit mit den anderen Schulen, der Stadt und den Busunternehmen eine tolle Lösung gefunden.“
Der Sportunterricht ist als Doppelstunde organisiert, die Klassen können nicht gleichzeitig Sport machen. Jene Klassen, die normalerweise Schwimmen hätten, sollen zudem nach den Herbstferien ins Schwimmbad wechseln können, ohne dass der Stundenplan erneut überarbeitet werden muss. Auch die Sportlehrkräfte mussten entsprechend Zeit haben, denn drei Personen werden mit wenigen Stunden noch an eine andere Schule abgeordnet. Die Fahrkapazitäten der Busunternehmen habe sich anfangs etwas schwierig gestaltet, weil ihre Busse bereits im regulären Schülertransport eingesetzt waren. Die Stadt habe mit den Unternehmen doch noch individuelle Lösungen gefunden. „So fahren uns beispielsweise an drei Morgenden drei VW-Busse eines Busunternehmens zur Turnhalle hin und ein großer Bus eines anderen Unternehmens holt uns wieder ab.“ Pünktlich zur ersten vollen Woche ging es los.
Einige Sportgruppen kommen zum Herbst in die Hallen
Während des Sommers ließen sich die betroffenen Sportgruppen der Vereine noch relativ einfach unterbringen, weil Kapazitäten frei waren und viele Sparten sowieso draußen trainierten, wie Leichtathletik, Bogenschießen, Faustball sowie der Kinder- und Jugendbereich im Fußball. Das ändert sich aber zum Herbst, wenn genau diese Gruppen zusätzlich Trainingszeiten in der Halle benötigen. Die Belegung für den Winter müsse deshalb nun komplett anders gestrickt werden, als bisher, erklärt Rolf Weinreich.
Ehrenamtlich koordiniert Weinreich seit Jahren die Belegung der Hallen für den Vereinssport übers Jahr. Es sei nicht das erste Mal, dass eine Halle nicht zur Verfügung steht, doch es treffe nun seit Jahren wieder eine städtische Sporthalle. Eine weitere Einschränkung ist der Umbau des Bürgersaals, in dem sonst die Tanzsparte Raum fand. Für Druck sorgt auch die Termin-Situation, um Heim- und Meisterschaftsspiele anzumelden. Auf der anderen Seite startet nicht jede Gruppe, was die Lage nicht weiter zuspitzt. „In unserer Sportgemeinschaft haben wir bisher immer einer akzeptable Lösung für alle gefunden. Das werden wir diesmal auch hinkriegen.“
Ein erster Blick auf den Entwurf des Plans zeigt bereits einen entscheidenden Unterschied zu den vergangenen Jahren: die sechs Hallen der Ortschaften sind mit aufgeführt, auf die zum Beispiel die Tischtennissparten von TV Jahn und VfF Orang ausweichen. Um für alle Beteiligten einen guten Kompromiss zu erarbeiten, waren sie am 26. August in den Ratssaal eingeladen, um gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Einige Betroffene haben die Chance genutzt, manche haben sich auch schon im Vorfeld mit Weinreich abgestimmt. Andere fehlten aber auch, sodass am Ende des Abends noch ein paar Fragezeichen offen blieben, die im Nachgang noch zu klären waren.
Dass gerade mal die Hälfte anwesend war, um mitzuhelfen, diese „Monsteraufgabe“ anzugehen, wird von den Anwesenden als schade empfunden. Fehlende Rückmeldungen von einzelnen Akteuren, ob Hallenzeiten überhaupt benötigt werden und noch zu klärende Zeiten, die die KGS in ihrer Halle für den Ganztag benötigt, erschwerten zudem die Koordination. Alles in allem ging die Sportgemeinschaft die unerwartete Aufgabe aber harmonisch und strukturiert an.