Heidjers Stadtwerke im Visier der Kartellbehörde
Die Preise für Gas in der Grundversorgung erscheinen der Landeskartellbehörde bei den Heidjers Stadtwerken Schneverdingen-Neuenkirchen verdächtig hoch. Foto: Adobe Stock
Knöpfen die Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen (Heidjers Stadtwerke) ihren Kunden zu viel Geld ab? Das Unternehmen gerät wegen hoher Gaspreise ins Visier der Landeskartellbehörde. Die Aufsichtsbehörde für den Energiesektor hat sich den Markt der Gasgrundversorger angeschaut und ist auf große Preisunterschiede zwischen den landesweit 72 Anbietern gestoßen, die aufgrund ihrer Netzgebiete nicht miteinander konkurrieren. Grundversorger ist der jeweils dominante Energielieferant mit den meisten Haushaltskunden in einem Gebiet.
Hohe Preisdifferenzen zwischen den Gebieten legen „die Vermutung nahe, dass einige Grundversorger den fehlenden Wettbewerb durch eine missbräuchlich überhöhte Preissetzung ausgenutzt haben könnten“, heißt es im Abschlussbericht der Sektoruntersuchung Grundversorgung Gas in Niedersachsen. Ausgewertet wurden Preise und Preisbestandteile im Zeitraum von drei Jahren, beginnend mit dem 1. September 2021. Somit wird der Markt vor, während und nach der durch den Kriegsausbruch in der Ukraine am 24. Februar 2022 ausgelösten Energiekrise abgebildet. Das Ende der russischen Gaslieferungen hatte zu Sondereffekten geführt. Die vorübergehende Aufnahme vieler Neukunden in die Grundversorgung zwang Unternehmen, teures Gas zuzukaufen.
Warum reduziert sich die große Preisspanne nicht wieder?
Im Untersuchungszeitraum ging die Preisschere zwischen den Grundversorgern stark auseinander. Haushalte im ungünstigsten niedersächsischen Netzgebiet mussten im Januar 2023 satte 220 Prozent mehr für ihr Gas bezahlen als die im preiswertesten Gebiet. Der Abstand verringerte sich zwischenzeitlich, betrug im Herbst 2024 aber erneut 106 Prozent. „Selbst wenn die großen Preisspannen durch die besonderen Umstände der ‚Energiekrise‘ vorübergehend gerechtfertigt gewesen sein könnten, wäre zu erwarten, dass sich die Preisspannen im September 2024 wieder dem früheren Niveau angenähert haben sollten“, argumentiert die Behörde. Tatsächlich lag die Spanne doppelt so hoch wie vor der Krise. „Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass in allen untersuchten Preistypenfällen dieselben 12 Grundversorger in ihrer Preissetzung auffällig waren.“
Die Heidjers Stadtwerke stehen sehr weit oben auf einer bereinigten Preisliste für 15.000 kWh im September 2024 – Platz 2 von 72 Grundversorgern. Unauffällig dagegen die Stadtwerke Munster-Bispingen (Platz 25), erfreulich weit unten die Stadtwerke Soltau (Platz 68).
Eine Stellungnahme der Heidjers Stadtwerke gab es zunächst trotz BZ-Anfrage nicht. Das Unternehmen muss nun plausibel machen, dass seine Gaspreise gerechtfertigt sind. Sonst muss es Korrekturen vornehmen und den Kunden Kompensation bieten. Kommt es zu keiner Verständigung mit der Behörde, leitet diese ein formelles Kartellverwaltungsverfahren ein.