Übung mit kleiner Panne
Ungewöhnlicher Anblick: Gut getarnt steht eine bewaffnete Soldatin vergangene Woche im sattgrünen Soltauer Böhme-Park.
Bei den vier uniformierten Soldaten, deren bewaffnetes Auftreten im Böhme-Park in Soltau in der vergangenen Woche Erstaunen und Argwohn erregt sowie einen kleinen Polizeieinsatz ausgelöst hatte (BZ vom 13. September), handelte es sich um Angehörige der in Munster stationierten Panzertruppenschule. Das bestätigte Presseoffizierin Leutnant Jacqueline Hellenbrecht jetzt der Böhme-Zeitung. Demnach waren die Uniformierten, die keine Schulterabzeichen trugen und zivile Fahrzeuge nutzten, Teil einer Ausbildungsübung, die am 11. September im Großraum Munster und Umgebung abgehalten wurde.
„Solche Ausbildungen können in zivilen Infrastrukturen stattfinden“, heißt es in einer Stellungnahme der Truppe, die auch erkennen lässt, warum es bei dieser speziellen Lerneinheit wohl besonders nah lag, sie nicht auf einem abgeschotteten Militärgelände stattfinden zu lassen. In der Übung sei es darum gegangen, dass „unsere Soldatinnen und Soldaten möglichst realitätsnah die Gesprächsführung mit Kontaktpersonen üben“, informiert die Panzertruppenschule. Tatsächlich waren mehr Personen an der Übung beteiligt, als man als zufälliger Passant wahrnehmen konnte. Denn einige Soldaten in Alltagskleidung mimten in dem Szenario die Zivilisten, die von den Uniformierten anzusprechen waren.
„In der heutigen Zeit ist man sensibel“
In der heutigen Zeit sei man sensibel, erklärt ein Augenzeuge, der die Vorgänge auf dem Parkplatz an der Bornemannstraße und am Fußweg Richtung Spielplatz nicht einzuordnen wusste. Zumal plötzlich auch noch ein Streifenwagen mit Blaulicht auftauchte. Polizisten sprachen die Langwaffen tragenden Uniformierten an, die ganze Szene wirkte beängstigend. Tatsächlich war der seltsame Eingriff der Polizeibeamten nicht vorgesehen, sondern das Resultat einer bürokratischen Panne: Die Polizei war nicht über die Übung informiert gewesen und schritt daher ein. Immerhin ging es um offen zur Schau gestellte Schusswaffen. Das Missverständnis klärte sich aber schnell auf. „Die Polizeidirektion wurde noch am selben Tag über das Ausbildungsvorhaben informiert“, heißt es von der Panzertruppenschule. Man stehe bei solchen Maßnahmen generell in einem engen Austausch mit den zuständigen Zivilbehörden.
Generell nimmt die Präsenz des Militärs in der Gesellschaft zu. „Die Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung bedeutet auch, dass die Streitkräfte wieder vermehrt im öffentlichen Raum üben“, teilt die Bundeswehr im Internet mit. Das gelte vor allem für die Logistik, denn Verlegeübungen „finden zwangsläufig im zivilen Umfeld statt“. Kritiker befürchten die schrittweise Militarisierung der Gesellschaft, wie man sie vor allem aus autoritären Systemen kennt. „Nur wenn wir den Ernstfall üben, können wir im Ernstfall unseren Verteidigungsauftrag erfüllen“, argumentiert demgegenüber die Bundeswehr.