Hilfsfrist wird im Heidekreis aktuell leicht unterschritten

Die 15-Minuten-Frist bis zum Erreichen des Einsatzortes wird aktuell im Heidekreis nicht, wie vorgeschrieben, in 95 Prozent der Fälle geschafft. Maßnahmen sind bereits eingeleitet. Foto: Adobe Stock

Im Notfall zählen Minuten, oft sogar Sekunden. Doch dass es dabei bei Rettungseinsätzen im Heidekreis aufgrund der aktuellen Verschiebungen der Krankenhausversorgung von Soltau nach Walsrode nicht ganz rund laufen könnte, machte kürzlich ein Rettungsdienst-Mitarbeiter gegenüber der Böhme-Zeitung deutlich. Ihn trieb die Sorge um, dass es durchaus eine Unterversorgung gebe und im schlimmsten Fall Menschenleben gefährdet seien.

Nun widmete der zuständige Kreis-Wirtschaftsausschuss dem Thema Rettungsdienst einen ganzen Tagesordnungspunkt. Am Ende wurde klar, wie die BZ bereits berichtetet hat, dass die vorgeschriebenen Hilfsfristen aktuell nicht eingehalten werden. Demnach muss im Notfall der Rettungswagen innerhalb von 15 Minuten vor Ort sein – in 95 Prozent aller Fälle.

„Wir werden sie – Stand jetzt – leicht unterschreiten“, erklärte Erster Kreisrat Oliver Schulze auf Nachfrage im Fachausschuss. In welchem Umfang, mochte er nicht erläutern. Die Hilfsfrist, so Schulze, gelte aufs Jahr gerechnet. Daher könne man auch erst Ende 2025 Bilanz ziehen. Es nütze nichts, eine temporäre Wasserstandsmeldung zu veröffentlichen, zumal man aktuell Maßnahmen für zusätzliche Fahrzeuge und weiteres Personal ergriffen habe. Die Überwachung der Versorgungsqualität sei eine ständige Aufgabe der zuständigen Fachgruppe: „Bis die Rettungsmittel dann tatsächlich rollen, ist es aber ein langer, mitunter auch steiniger Weg“, gab er zu bedenken.

Die aktuell genehmigte Aufstockung durch die Kostenträger ging nach Angaben der Kreisverwaltung auf einen Antrag aus dem Jahr 2023 zurück. Schon damals sei klar gewesen, dass es mit der ständig steigenden Anzahl von Einsätzen eine Ausweitung des Fahrzeugbestandes und des Personals brauche. Wie stark die Einsatzzahlen für die Rettungsdienste gestiegen sind, machten auch die Abrechnungen mit den Kostenträgern deutlich: Im vergangenen Jahr summierten sich die Kosten auf 18,4 Millionen Euro, 2016 waren es noch 10,9 Millionen Euro.

Letztendlich habe der Landkreis mittlerweile drei Rettungswagen mit Personal von 12- auf 24-Stunden-Betrieb umstellen dürfen, Standorte sind Wietzendorf, Bad Fallingbostel und Schwarmstedt. Genehmigt wurde zudem eine zusätzliche Ausweitung um drei Notfallkrankentransportwagen für je 12 Stunden, davon zwei mit Einsatzschwerpunkt im Nordkreis. Allerdings sei der Betriebsstart auch dort von der Fahrzeugbeschaffung und dem Personal abhängig.

Insgesamt betonte Landrat Jens Grote, dass in der Notfallversorgung eine große Dynamik stecke. Das sei nicht nur den Veränderungen der Krankenhausstruktur geschuldet, sondern auch der zunehmenden Spezialisierung der Kliniken, die weitere Transporte nötig mache, sowie der Infrastruktur auf den Straßen.

Drei Hilfsorganisationen für Heidekreis beauftragt

Der Rettungsdienst wird im Auftrag des Landkreises von verschiedenen Hilfsorganisationen übernommen. Im Norden des Landkreises ist der DRK-Kreisverband Soltau verantwortlich, im mittleren Bereich der DRK-Kreisverband Fallingbostel und im südlichen Bereich die Johanniter-Unfall-Hilfe. Im Norden betreibt der DRK-Kreisverband Standorte in Soltau, Schneverdingen, Munster, Hützel und Wietzendorf. Dort sind insgesamt ein Notarzteinsatzfahrzeug, acht Rettungswagen und vier Krankentransportwagen stationiert.

Anja TrappeKommentieren