Schnelle Hilfe im Notfall: Heidekreis setzt auf mobile Retter

Je schneller Hilfe eintrifft, desto größer sind im Notfall die Überlebenschancen. Mit den mobilen Rettern will der Heidekreis möglichst rasch fachkundige Ersthelfer erreichen. Foto: Adobe Stock

In den Landkreisen Harburg und Rotenburg gibt es mittlerweile mehr als 1300 aktive mobile Retter, die seit Sommer 2022 bei fast 490 medizinischen Notfällen geholfen haben. Die Ersthelfer und -helferinnen brauchten im Schnitt nur etwas mehr als drei Minuten bis zum Einsatzort und waren damit schneller als der parallel gerufene Rettungsdienst.

Nun will auch der Heidekreis die mobilen Retter einführen, um im Notfall möglichst schnell fachkundige Hilfe sicherzustellen. „Das wird den Rettungsdienst nicht ersetzen“, betonte Fachbereichsleiter Oliver Kühn im zuständigen Wirtschaftsausschuss.

Ergänzung für den Rettungsdienst

Vielmehr gehe es darum, ihn zu ergänzen, denn gerade bei Herzinfarkten oder anderen lebensbedrohlichen Notfällen ist schnelle Hilfe entscheidend: „Je eher eine Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnt, umso höher sind die Chancen zu überleben“, erklärt Andrea Dauxais, ärztliche Leiterin des Rettungsdienstes.

Sie bezeichnet das Projekt als sehr sinnvoll. Über eine App können medizinisch geschulte Ehrenamtliche wie Ärztinnen, Rettungskräfte, Feuerwehrleute oder Betriebssanitäter registriert werden.

Per GPS lokalisiert, über die App alarmiert

Sie werden per GPS über die App lokalisiert und parallel zum Rettungsdienst alarmiert, sobald über die 112 ein Notruf eingeht. Da sie meist näher am Einsatzort sind, können sie in den entscheidenden Minuten lebensrettende Sofortmaßnahmen einleiten und so die Überlebenschancen der Patientinnen und Patienten verbessern.

„Während der Rettungsdienst im Schnitt neun Minuten benötigt, sind Ersthelfer in drei bis fünf Minuten vor Ort“, betont Dauxais. Wie in anderen Regionen bereits erfolgreich gezeigt, geht sie davon aus, dass es auch im Heidekreis viele Menschen mit medizinischer Qualifikation gibt, die sich anmelden werden.

Drei mobile Retter gleichzeitig angefragt

Im Umfeld eines Notfalls werden mindestens drei mobile Retter alarmiert. Sie müssen ihren Einsatz zweimal bestätigen, bevor sie über die App zum Einsatzort navigiert werden. „Zwei Retter können mit der Wiederbelebung beginnen, während der dritte einen Defibrillator holt“, erklärt die Ärztin.

Für die Umsetzung im Heidekreis sind Kooperationen mit zwei Partnern vorgesehen. Mit dem Verein Mobile Retter soll eine Vereinbarung über Projektorganisation, Ehrenamtsmanagement und Qualitätssicherung geschlossen werden. Die technische Umsetzung übernimmt die Medgineering GmbH, die die App sowie die Integration in die Leitstellensoftware bereitstellt.

Die Kosten für die Einführung belaufen sich im ersten Jahr auf rund 30.600 Euro, in den Folgejahren auf etwa 25.800 Euro. Da es sich nicht um Kosten des Rettungsdienstes handelt, werden sie nicht von den Kostenträgern übernommen. Die Finanzierung erfolgt über den Kreishaushalt. Der Wirtschaftsausschuss hat grünes Licht für die Einführung gegeben, der Kreisausschuss soll Mitte September zustimmen.

286 Ersthelfer für den Heidekreis realistisch

Eng verknüpft mit der Einführung der mobilen Retter sind Schulungen der freiwilligen Helferinnen und Helfer. Dafür hat der DRK-Kreisverband Fallingbostel seine Unterstützung zugesagt, kostenfrei, sofern er als exklusiver Umsetzungspartner beauftragt wird. Die Kreisverwaltung sieht zunächst die Fachgruppe Brand- und Katastrophenschutz, Rettungsdienst in der Verantwortung.

Perspektivisch könnte zusätzlicher Personalbedarf entstehen, sollte das Projekt weiter wachsen. Bislang ist das Ziel, zwei Promille der Bevölkerung, also 286 Ersthelfer, für die Tätigkeit zu gewinnen. at