Für Soltau: Mehr Radwege für weniger Stau
18.200 Fahrzeuge wurden auf der Wilhelmstraße innerhalb von 24 Stunden im Rahmen der Erstellung des Verkehrsentwicklungsplanes gezählt –das sind überdurchschnittlich viele. Fahrradfahrer fühlen sich nicht sicher. Foto: at
38 Maßnahmen in sechs Handlungsfeldern zeigt der jetzt vorliegende Integrierte Verkehrsentwicklungsplan 2040 für die Stadt Soltau auf. Priorisiert sind insbesondere Maßnahmen zur Stärkung des Fahrradverkehrs mit einem Netz aus Haupt- und Nebenrouten, breiteren Wegen und besserer Beleuchtung. Zudem soll beispielsweise die Weinligstraße mit den jeweiligen Anschlüssen und die Achse Löns- und Tannenweg so ausgebaut werden, dass sie künftig als Fahrradstraßen ausgewiesen werden können.
Am Dienstag wurde dem Bauausschuss der in den vergangenen Monaten durch das Ingenieurbüro Sweco erarbeitete Integrierte Verkehrsentwicklungsplan (VEP) öffentlich vorgestellt. Der Plan beleuchtet die Entwicklung des Verkehrs gleichberechtigt für alle Formen der Mobilität in Soltau für die nächsten 10 bis 15 Jahre. Der VEP soll eine Art Handreichung für die Verwaltung sein und auch dazu dienen, für die jeweiligen vorgeschlagenen Maßnahmen Fördermittel einwerben zu können. In der kommenden Woche soll sich der Stadtrat abschließend damit beschäftigen – möglicherweise nicht mit durchweg positiver Zustimmung. Im Bauausschuss enthielten sich die CDU-Vertreter beim Beschlussvorschlag. Sie kritisierten unter anderem, dass das Hauptaugenmerk des VEP nicht auf dem Umleitungskonzept für die Kernstadt liegt.
Im Vorfeld hatten Bürgermeister Karsten Brockmann (Bürgerunion) und die zuständige Fachgruppenleiterin Lorena Boy gegenüber der BZ betont, dass die Ortsumfahrung natürlich ein wichtiges Thema für Soltau sei. Allerdings sei man dazu noch immer abhängig von anderen Behörden und Zuständigkeiten. Zudem, so Brockmann, betreffe eine Umfahrung sehr viele Grundstücke. Möglicherweise sei es daher zunächst sinnvoller, den Verkehrsfluss innerorts zu verbessern. Brockmann kündigte dazu noch im September Gespräche in Berlin insbesondere zum „Flaschenhals“ Bahnübergang an der Walsroder Straße an. Für Soltau sei die Lage als Knotenpunkt vieler Verkehrsverbindungen und der A7 Segen und Fluch zugleich.
Die Verkehrszählung und Befragung der Einwohner hat auch Bekanntes bestätigt. Soltau ist eine autogeprägte Stadt. Mehr als drei Viertel der Haushalte verfügen über mindestens ein Auto, 36 Prozent über zwei, 15 Prozent sogar über drei Fahrzeuge. Lediglich neun Prozent leben autofrei, deutlich weniger als im niedersächsischen Schnitt.
Entsprechend hoch fällt der Anteil des motorisierten Individualverkehrs aus: 57,5 Prozent aller Wege werden mit dem Auto zurückgelegt. Zu Fuß gehen die Soltauerinnen und Soltauer bei 18,2 Prozent ihrer Wege, 15,5 Prozent entfallen auf das Fahrrad. Das wiederum ist ein überdurchschnittlich hoher Wert im Vergleich zu ähnlichen Städten. Mit Blick darauf soll daher der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad erleichtert und das Radwegenetz ausgebaut werden. „In vielen Bereichen kann man so viel zügiger das Ziel erreichen. Damit wird das Radfahren attraktiver“, so Boy. Und das habe die Stadt in ihrer Hand.
Starker Durchgangsverkehr
Parallel zu den Befragungen der Einwohnerinnen und Einwohner ließ das Ingenieurbüro Sweco für den Integrierten Verkehrsentwicklungsplan der Stadt umfangreiche Verkehrszählungen durchführen. An 15 Knotenpunkten, drei Bahnübergängen und sieben Querschnitten wurde der Verkehr erfasst. Die Auswertung zeigt ein klares Bild: Soltau leidet unter starkem Durchgangsverkehr, insbesondere infolge eines Staus auf der A7 und auf der B71. Die Bahnübergänge verursachen zudem regelmäßig Rückstaus, was nicht nur den Verkehrsfluss, sondern auch Rettungseinsätze behindert.