KSK-Fusion: Landrat macht Druck
Grotes Botschaft: Sollten sich die beiden Banken in Soltau und in Walsrode (Foto) nicht zeitnah auf eine gemeinsame Fusionsbegutachtung einigen, will der Landrat in dieser Frage selbst aktiv werden. Foto: Archiv
Die beiden Kreissparkassen in Trägerschaft des Heidekreises haben auch im vergangenen Jahr wieder schwarze Zahlen geschrieben. Die KSK Fallingbostel in Walsrode hat 2024 bei einer Bilanzsumme von 1.996.533.533 (2023: 2.038.659.285) Euro einen Bilanzgewinn in Höhe von 1.540.385 (1.493.002) Euro erzielt. Noch etwas besser sind die Daten des nördlichen Schwesterinstituts: Die KSK Soltau erzielte trotz geringerer Bilanzsumme von 1.613.456.893 (1.526.985.711) Euro einen Bilanzgewinn von 1.645.967 (1.586.726) Euro.
Diese Zahlen zu den Jahresabschlüssen der beiden kommunalen Geldinstitute stehen in der Beschlussvorlage des Kreistags über die Entlastung des Verwaltungsrats (VR) 2024. Die erteilte der Kreistag den VR-Mitgliedern einstimmig. Freude oder Erleichterung darüber war nicht zu spüren – nicht nur, weil diese Entscheidung im Grunde ein Selbstgänger ist.
Denn zu Beginn der Sitzung hatte Landrat Jens Grote, für die meisten unerwartet und vor allem überraschend, deutlich Position zu einer möglichen Fusion der beiden Häuser bezogen. Er forderte den Zusammenschluss nicht explizit, ließ aber durchblicken, dass er es für erforderlich hält, darüber ernsthaft nachzudenken, Für und Wider einer Fusion abzuwägen.
Als Träger der Kreissparkassen trage der Landkreis auch die Verantwortung für deren Zukunft, begründete der Landrat seine Initiative. Und er ließ keinen Zweifel, dass ihm die aktuelle Situation nicht gefällt: „Wir treten hier auf einer Stelle.“ Da gebe es unterschiedliche Geschwindigkeiten. „Die Bemühungen der einen Kreissparkasse, eine gemeinsame Begutachtung etwaiger Vor- und Nachteile einer möglichen Fusion der beiden Häuser zu prüfen, führen zu keinem Ergebnis. Unsere beiden Kreissparkassen finden leider bislang keine Gesprächsgrundlage miteinander“, so Grote wörtlich. Auch wenn es nicht ausgesprochen wurde, war zwischen den Zeilen herauszuhören, dass das auf das Soltauer Geldinstitut gemünzt war. Vom dortigen Vorstand war kein Vertreter bei der Kreistagssitzung anwesend, während der Walsroder Vorstandssprecher Matthias Schröder die deutliche Ansage des Landrats im Zuschauerraum verfolgte.
Die Botschaft war klar: Sollten sich die beiden Banken in Soltau und in Walsrode nicht zeitnah auf eine gemeinsame Fusionsbegutachtung einigen, will er aktiv werden: „Wenn die Kassen es nicht selbst schaffen, werde ich das Thema im nächsten Kreisausschuss auf die Tagesordnung setzen.“ Der Landrat will diese Begutachtung deshalb notfalls vom Landkreis als Träger in Auftrag geben – gleichwohl ohne Vorfestlegung, was dabei am Ende herauskommen könnte, wie er betont. Ihm gehe es zum jetzigen Zeitpunkt nicht um eine mögliche Fusion, sondern um eine ergebnisoffene Begutachtung, welche Gründe dafür sprechen und welche dagegen. „Damit der Landkreis als Träger weiß, ob und gegebenenfalls wann ein Handlungsbedarf entstehen könnte“ – etwa aufgrund von Fachkräftemangel oder technischer Entwicklungen.
„Gute Ergebnisse, aber Häuser sind zu klein“
Grote sprach von zwei hervorragenden Häusern, die sich auf Augenhöhe begegneten, gute Ergebnisse präsentierten und sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt hätten – aber sie seien zu klein, wenn man ihre Bilanzsummen mit denen anderer Institute vergleicht. Und: Selbst bei einer Fusion würde lediglich eine im Landesvergleich „mittelkleine“ Sparkasse entstehen. Grote erinnerte an Zusammenschlüsse von kommunalen Geldinstituten vergleichbarer Kategorie, aber auch größerer Häuser, die es seit Jahren gebe – teilweise kreisübergreifend, und konstatierte eine Entwicklung hin zu größeren Einheiten, die es auch im Heidekreis in anderen Bereichen gebe: zum Beispiel beim Heidekreis-Klinikum oder im regionalen Zuschnitt die in Vorbereitung befindliche gemeinsame Rettungsleitstelle für die Landkreise Harburg, Heidekreis, Lüneburg und Rotenburg.
Den Zeitpunkt seines Vorstoßes erklärte er mit einem günstigen Zeitfenster, welches es zu nutzen gelte. In einem Jahr sind Kommunalwahlen. Dann würden die Verwaltungsgremien neu besetzt und die Mitglieder müssten sich finden. „Das nächste Zeitfenster wird sich frühestens in zwei oder drei Jahren öffnen“, und die von der Kreispolitik entsandten Verwaltungsratsmitglieder müssten über die Abschaffung ihrer eigenen Aufgabe beraten. Als weiteren Grund, über veränderte Strukturen nachzudenken, nannte der Landrat anstehende personelle Veränderungen bei den Geschäftsführungen, wo demnächst einige Verantwortliche altersbedingt ausscheiden. Sollte sich zeitnah keine Fusion abzeichnen, müssten hochdotierte Posten neu besetzt werden und das Zeitfenster würde sich schließen.
Eine Aussprache gab es zu diesem Thema nicht. Schweigend nahmen die Kreistagsmitglieder, von denen einige den jeweiligen Verwaltungsräten von Karin Fedderke (KSK Walsrode) und Dr. Karl-Ludwig von Danwitz (KSK Soltau) geleiteten Verwaltungsräten angehören, die Ausführungen des Landrats auf. Der spielte den Ball ins Feld der Politik: „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich dazu in den Fraktionen eine Meinung bilden.“