Joachim Rüter wird neuer Bürgermeister in Wietzendorf
Die Auszählung aller Stimmen war binnen 15 Minuten erledigt: Joachim Rüter kann sogar auf eine höhere Zustimmung setzen, als sie der „Übervater“ der Bürgermeister Uwe Wrieden 2011 eingefahren hatte. Foto: bk
Der neue Bürgermeister in Wietzendorf heißt ab dem 1. Januar kommenden Jahres Joachim Rüter. Konkurrenz hat dem 51-jährigen diplomierten Finanzwirt auf dem Wahlzettel niemand gemacht – Rüter war der einzige Kandidat.
Knapp 45 Prozent sind zur Wahl gegangen
Am gestrigen Sonntag waren die knapp wahlberechtigten Wietzendorferinnen und Wietzendorfer aufgerufen, sofern sie ihr Stimmrecht nicht bereits per Briefwahl ausgeübt hatten, an die Urne zu treten und ihr Votum abzugeben. Die einzige Wahl , die die Wietzendorfer hatten, war die zwischen „Ja“ und „Nein“. Eine von Rüter selbst befürchtete geringe Wahlbeteiligung ist angesichts dieser geringen Wahlmöglichkeiten gleichwohl nicht eingetreten: Von den 3437 Wahlberechtigten haben per Briefwahl beziehungsweise an der Wahlurne 44,89 Prozent der Bürgerinnen und Bürger Gebrauch gemacht.
Wer als Ortsfremder gestern das Honigdorf besucht hat, wird von der Wahl nicht viel bemerkt haben. Da kein Wahlkampf zwischen zwei oder mehreren Kandidaten stattgefunden hat, hängen im Ort auch keine Plakate. Rüter war im Vorfeld mit Flyer von Tür zu Tür gegangen und hat auf einer Vorstellungsveranstaltung auf dem Peetshof um Vertrauen geworben.
Es geht nicht um die Wahl, sondern um Zustimmung
Schon im Verlaufe des Sonntagvormittags zeigt sich eine rege Wahlbeteiligung in den drei Wahlräumen in der Grundschule Wietzendorf gezeigt. Bewölkter Himmel und gelegentlicher Nieselregen halten die Menschen nicht davon ab, ihr Votum abzugeben. Die Stimmung in der Grundschule ist am Vormittag von einer munteren Feierlichkeit. Gut gelaunte Wähler strömen in die Wahlräume, auch wenn der große Andrang ausbleibt. Ein paar Wähler haben tatsächlich weder Pass noch Wahlbenachrichtigung dabei. Doch im Dorf kennt man sich weitgehend, in der Regel ist das daher kein Problem. „Ich kenne dich doch, lacht ein Mitglied des Wahlvorstands, als wieder einmal ein Mann ohne Unterlagen um Entschuldigung bittet. Es wirkt wie bei einer Wahl eines Familienoberhaupts innerhalb einer großen, vertrauten Familie.
Auch die Wahlvorstände zeigen sich an diesem Tag gut gelaunt. Sie selbst organisieren das Wahlprozedere in zwei Schichten zwischen 8 bis 13 Uhr und von 13 bis 18 Uhr und bestehend aus jeweils vier Personen, die sich zu 50 Prozent aus Verwaltungsmitarbeitern und zu 50 Prozent aus freiwilligen Bürgern zusammensetzen. Ab 18 Uhr sind dann wieder alle beim Auszählen dabei.
Kurz vor Mittag liegt die Wahlbeteiligung in allen drei Wahlräumen zwischen 15 und 28 Prozent. Viel oder wenig? Ist nicht sowieso klar, dass Rüter Bürgermeister wird? „Ich stehe hinter ihm, und das zeige ich auch“, erklärt ein jüngerer Wietzendorfer kurz und knapp, weshalb er am Sonntag die warme Stube verlassen hat, um wählen zu gehen. Damit trifft er genau die Wortwahl, die auch Annette Behneke, die am Sonntagvormittag im Raum 1 zum Wahlvorstand gehört, gegenüber der Böhme-Zeitung nutzt: „Die Leute signalisieren, dass sie hinter ihm stehen.“
In einem anderen Raum bringt ein Mitglied des Wahlvorstands die Hoffnung zum Ausdruck, dass noch mehr Wähler den Weg an die Urne machen. „Aber es ist halt keine Bundestagswahl“, bringt er seine Zweifel daran zum Ausdruck, dass der große Schwung noch kommt.
Um 18 Uhr ist es mit dem Wählen vorbei. In den Wahlräumen haben sich die beiden Schichten der Wahlvorstände sowie Wahlbeobachter eingefunden. Dann werden die Urnen entsiegelt und auf die Tische gestürzt, sodass die gelben Zettel sich über die flachen Schultische ergießen. Die Stimmen sind in 15 Minuten zügig durchgezählt.
Am Ende bleiben es mit 44,89 Prozent Wahlbeteiligung (1543 abgegebene Stimmen) zwar unter 50 Prozent. Doch mit 91,61 Prozent Ja-Stimmen gegenüber 8,39 Prozent Nein-Stimmen ist das Votum für Rüter mehr als deutlich. Gerade einmal 6 Stimmen sind ungültig, auf einem Stimmzettel befindet sich etwa ein Fragezeichen zwischen den beiden Kreisen, in denen ein Kreuzlein zu machen gewesen wäre. Die 0,39 Prozent ungültigen Stimmen fallen aus der Wertung heraus.
Klarer könnte ein demokratisches Votum kaum ausfallen, auch wenn mit Joachim Rüter nur ein Kandidat zur Wahl stand. Es ist ein Symbol des Vertrauens. Der Nachfolger von Jörg Peters wird am 1. Januar 2026 sein Amt mit einer hohen Zustimmung aus der Bevölkerung antreten können. Die Zukunft an der Verwaltungsspitze im Rathaus von Wietzendorf ist damit gesichert.