Kooperation mit wohnortnahen Regelschulen

Ab 2027 zwingt eine veränderte Form der Finanzierung die Tagesbildungsstätten für Kinder und Jugendliche in Niedersachsen zum Umdenken. Die Lebenshilfe Soltau strebt für ihre Schüler die Kooperation mit Regelschulen an. Foto: Rink

In Niedersachsen stehen die Tagesbildungsstätten vor einem grundlegenden Wandel: Gerichtsurteile haben die bisherige Finanzierung dieser schulischen Angebote für Kinder und Jugendliche mit geistigen oder schweren mehrfachen Behinderungen für rechtswidrig erklärt. Ab 2027 droht vielen Einrichtungen der Verlust ihres bisherigen Auftrags.

Während landesweit noch um Zuständigkeiten und Strukturen gerungen wird, hat die Lebenshilfe Soltau bereits einen eigenen Weg eingeschlagen. Sie setzt auf ein Modell, das Inklusion an Regelschulen vorantreiben soll, möglicherweise sogar als ein Modellprojekt für Niedersachsen.

„Wir haben eine klare Vorstellung, wie wir mit dem Thema umgehen wollen“, sagt Oliver Bauer, der bei der Lebenshilfe die staatlich anerkannte Tagesbildungsstätte Schule am Weiher leitet. Für die Schülerinnen und Schüler soll Inklusion an wohnortnahen Regelschulen ermöglicht werden, dafür will die Einrichtung die bestehenden Kooperationsklassen ausbauen.

Kooperationsklassen der Lebenshilfe gibt es bereits an drei Grundschulen: In Soltau, Schneverdingen und Munster lernen die Kinder mit Behinderung in ihrem ganz eigenen Tempo. Sie sind bei bestimmten Unterrichtsangeboten, bei Projekten oder auch in Pausen in den Schulalltag integriert. Ein großer Vorteil: Die Schülerinnen und Schüler der Kooperationsklassen werden wohnortnah unterrichtet. 24 Kinder gehören zur Grundstufe. Für ältere Schülerinnen und Schüler gibt es bislang jedoch keine solchen Angebote, sie wechseln an die Schule am Weiher und sind dort unter sich.

„Wir wollen die anstehenden Veränderungen als Chance nutzen“, erklärt daher Tagesbildungsstättenleiter Bauer. Künftig sollen die 48 Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen I und II an weiterführende Schulen gehen. Dazu gebe es bereits gute Gespräche mit dem Landkreis Heidekreis, den Schulleitungen und dem Kultusministerium.

Im Zentrum der Überlegungen stehe stets das Wohl der Schüler. Wichtig sei, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe auch in diesem Modell für sie da seien und sie weiterhin durch Fachkräfte eng begleitet würden. „Wir haben in den vergangenen Jahren durch unsere Kooperationsklassen erlebt, welch hohen Stellenwert gemeinsame Aktivitäten von Kindern mit und ohne Behinderung haben und dass beide Gruppen voneinander lernen.“

Mit den Kooperationsklassen als Ausgangspunkt könne eine Win-win-Situation geschaffen werden, von der alle profitierten. Die Schulen erhielten zugleich kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner der Lebenshilfe Soltau für Fragen zu Inklusion und Teilhabe.

Anja TrappeKommentieren