Grünes Licht bekommt den Kartoffeln am besten
Der Sortierbereich des zukünftigen Packbetriebs ist beim beim Rundgang mit Heidesand-Geschäftsführer Lorenz Baden (links) und Projektleiter Lüder Broocks bereits mit grünem Licht ausgestattet.
Mit veranschlagten Kosten um die 30 Millionen Euro ist es nach dem Heidekreis-Klinikum aktuell eines der größten Bauprojekte im Heidekreis. Auf jeden Fall ist der Neubau des Kartoffel-Packbetriebs an der B 71 zwischen Brochdorf und Delmsen die größte Einzelinvestition in der Geschichte der 1892 gegründeten Raiffeisen-Warengenossenschaft mit Sitz in Scheeßel, die Anfang der 2000er-Jahre den Standort der ehemaligen Raiffeisen-Genossenschaft Neuenkirchen in Delmsen übernommen und zum Zentrum ihres Kartoffelgeschäfts entwickelt hat. Jetzt soll dieser Betriebsteil ausgelagert werden.
10.000 Quadratmeter Dachfläche
Gut 14 Monate sind seit dem Spatenstich vergangen. Man sei im Plan, sind Geschäftsführer Lorenz Baden und Projektleiter Lüder bei einem Rundgang mit dem Ablauf der Arbeiten unter der Regie der BSB-Bau-Systems-GmbH aus Rotenburg als Generalunternehmer zufrieden. Ein großes Transparent neben der Bundesstraße weist auf den im Werden befindlichen Betrieb hin, aber nicht auf die Technik, die dort ab 2026 zum Einsatz kommen wird. Am Ende werden dort etwa 4,7 Kilometer Förderbänder, 120 Kilometer Kabel sowie jede Menge Steuerungstechnik installiert sein. „Vieles ist in die Zukunft gedacht“, sagt Baden – und an den Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels orientiert. Dieses Wortungetüm, kurz LEH, fällt immer wieder beim Rundgang durch den Hallenkomplex mit rund 10.000 Quadratmeter bereits überdachter Fläche, der in drei Bereiche eingeteilt ist: Anlieferung, Lager- und Verarbeitungsbereich sowie Packbetrieb und Kommissionierung.
Zur Zukunft gehört, dass die Erdäpfel exakt nach Größen eingeteilt, nach dem Sortieren gesäubert, gewaschen, getrocknet und poliert werden, „fast wie beim Frisör“, findet Baden. Der Sortiervorgang erfolgt mit fotooptischen Systemen und kaum noch von Menschenhand. Schadhafte Kartoffeln werden automatisch aussortiert. Da Kartoffeln bei Tageslicht dazu neigen, nach kurzer Zeit grün zu werden, läuft der Betrieb im Sortierbereich bei Grünlicht. Roboter werden die fertigen Gebinde in die Kisten legen. Weitere Arbeiten werden ebenfalls automatisiert, gleichwohl bleibe der Mensch unverzichtbar, versichert Baden. 70 bis 80 Personen werden dort einmal beschäftigt sein. Statt bisher vier Tore wie in Delmsen, werden zukünftig zehn Schleusen für die Verladung rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Die eigene Lkw-Flotte will die Genossenschaft auf zehn Fahrzeuge und 14 Fahrern aufstocken. Ausgeliefert werden nicht nur Erdäpfel, sondern auch Zwiebeln. Wenn es weiter läuft wie geplant, soll die Anlage in der ersten Jahreshälfte 2026 vorsichtig angefahren werden. „Dann haben wir etwa dreimal soviel Fläche wie jetzt in Delmsen“, beschreibt Broocks die Dimension. „Wir würden gerne noch ein paar Kartoffeln aus dieser Ernte hier verarbeiten“, hofft Geschäftsführer Baden auf einen Start der Anlage in der ersten Jahreshälfte, um zu schauen, wo es noch hakt, wo nachjustiert werden muss oder Abläufe optimiert werden können.
Neuenkirchen ist Kartoffel-Schwerpunkt
Die Heidesand ist eine Raiffeisen-Warengenossenschaft mit Hauptsitz in Scheeßel und mit mehr als zehn Mitgliedern in den Landkreisen Rotenburg, Heidekreis, Verden sowie der Hansestadt Bremen. Rund 200 Mitarbeiter plus Auszubildende sind dort beschäftigt. Zwischen 70.000 und 80.000 Tonnen jährlich vermarktet das Unternehmen derzeit nach eigenen Angaben – größtenteils über den Standort Neuenkirchen-Delmsen sowie etwa 25.000 Tonnen für die Pommes-Produktion über den Scheeßeler Betrieb.