Damit der Heide-Shuttle länger fährt

Die Lüneburger Heide, wie Touristen sie lieben: Der Ansturm auf die Urlaubsdestinationen der Naturparkregion hat aber auch seine Schattenseiten, verursacht etwa zusätzlichen Autoverkehr und klimaschädliche Emissionen. Foto: Adobe Stock

Der Verein Naturschutzpark (VNP) erwarb 1910 Land rund um den Wilseder Berg, zwölf Jahre später erklärte die Regierung Preußens das Areal zum Naturschutzgebiet, und unter dem legendären VNP-Chef Alfred Töpfer (1894–1993), einem umtriebigen Hamburger Unternehmer und Landwirt, wurde es schließlich zu einem der ersten von heute 104 Naturparks in Deutschlands. Naturparks sind geschützte Kulturlandschaften, die zwar von Menschen genutzt werden, aber auf eine vom Bundesnaturschutzgesetz reglementierte, schonende und nachhaltige Art und Weise.

Die heutige, stark vergrößerte Naturparkregion Lüneburger Heide erstreckt sich von Buchholz in der Nordheide im Norden bis nach Soltau im Süden, Schneverdingen im Westen und Lüneburg im Osten. Innerhalb seiner Grenzen befinden sich 37 Gemeinden, in denen rund 110.000 Menschen leben. Die Bewahrung der einzigartigen Identität und Lebensqualität des Gebiets ist eine ständige Herausforderung – auch aufgrund des Klimawandels, der die typische norddeutsche Heidelandschaft verändert und bedroht.

Wer die Urlaubsregion für sich und seine Familie nutzt, trägt durch Emissionen unweigerlich auch dazu bei, den Klimawandel zu verstärken. Einen Ausweg aus dem Dilemma weist klimafreundliche Mobilität, zum Beispiel die Anreise mit der Bahn und vor Ort die Nutzung von Fahrrädern und dem Heide-Shuttle, der gerade in seine 20. Saison gestartet ist.

Der Naturpark stellt auf seiner Internetpräsenz jetzt einen Klimarechner zur Verfügung, mit dem Menschen, die in der Kulturlandschaft unterwegs sind, ihren ökologischen Fußabdruck – also die Höhe der durch sie verursachten schädlichen Klimaemissionen – berechnen können. Diese können anschließend durch eine Spende in entsprechender Höhe finanziell ausgeglichen werden, bequem online über den Zahlungsdienstleister Paypal. Das eingesammelte Geld fließt in den neu aufgelegten „HeideFonds+“, mit dem klimafreundliche Projekte in der Region unterstützt werden – zum Beispiel eben auch das für Nutzer kostenlose Angebot des Heide-Shuttles. „Denn der Heide-Shuttle fährt gratis – doch seine Zukunft ist nicht kostenlos“, heißt es dazu in der Initiative mit dem Ziel, nachhaltige Angebote wie den kostenfreien Shuttle langfristig zu sichern. Mit dem Aufruf „Die Lüneburger Heide bewahren – Mobilität und Naturerlebnis stärken“ lädt der neu aufgelegte Fonds dazu ein, die einzigartige Naturparkregion aktiv zu unterstützen.

Zukunftsfähige Mobilität und sanfter Tourismus

Das Spendenmodell erinnert an Zahlungen für Klimaschutzprojekte, mit denen Fluggäste die durch ihre Reisen verursachten schädlichen CO₂-Emissionen auf freiwilliger Basis ausgleichen können. Als Projekt einer Naturparkregion ist der Fonds aber einer der ersten seiner Art in Deutschland. Der VNP-Trägerverein mit Sitz in Amelinghausen setzt bei der Verwendung der Spendengelder zwei Schwerpunkte: Er möchte zukunftsfähige Mobilität und sanften Tourismus fördern. Dadurch soll die Naturparkregion klimafreundlicher, resilienter und attraktiver werden. Dieser Fokus komme nicht von ungefähr, erklärt der Verein: „Der Verkehr sorgt für den größten Anteil der Treibhausgasemissionen in den Landkreisen Heidekreis, Harburg und Lüneburg.“ Neben den Berufspendlern sei dafür auch der Tourismus verantwortlich. Der Naturpark Lüneburger Heide verzeichnet jährlich rund 10 Millionen Besuchstage, die Anreise erfolgt in rund 90 Prozent der Fälle per Pkw.

Auch vor Ort bewegen sich die meisten Besucherinnen und Besucher mit dem eigenen Auto fort (rund 72 Prozent). Genau hier will der Fonds ansetzen und vor allem durch den Heide-Shuttle eine Alternative bieten. „Ein Angebot, um das uns viele Naturparks und touristische Destinationen in Deutschland beneiden, wie wir an zahlreichen Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet ablesen können“, so der Verein. „Der Heide-Shuttle senkt die Treibhausgas-Emissionen für Mobilität in unserer Region ganz konkret. Mit jeder Person, die im Shuttle fährt, fällt potenziell eine Autofahrt weg.“ Konkretes Ziel des unabhängigen Vereinsbeirats ist es, den bisher finanzierten Einsatzzeitraum des Shuttles während der Hauptsaison (3. Juli bis 3. Oktober) mithilfe der Einnahmen aus dem Heide-Fonds auszuweiten. Anders gesagt: „Mit den Spenden wollen wir mehr Heide-Shuttle ermöglichen“, heißt es auf der Vereinsseite im Internet. „Damit leisten wir einen starken Beitrag zur Mobilitätswende und stärken unseren Vorbildcharakter für Regionen in ganz Deutschland.“