Kartoffelauskriegen mit informativem Zusatzangebot
Das Kartoffelkraut ist abgeschlegelt, alles ist bereit für den Selbstsammeltag und die Ernte. Bio-Landwirt Constantin Precht präsentiert die goldgelben Knollen der Sorte „Antonia“. Foto: vo
Rein in die Kartoffeln und die gerodeten Knollen direkt auf dem Acker auflesen. Vielleicht auch welche mit der Hacke oder den Händen aus dem Damm buddeln und in mitgebrachten Körben oder Eimern sammeln. „Kartoffelauskriegen“, wie es bis in die 1960er-Jahre alle Jahre wieder im Herbst auf den Höfen mühsamer Bauernalltag war, bevor im Zuge der Mechanisierung Vollernter eingesetzt wurden.
Das bietet Landwirt Constantin Precht aus Frielingen am übernächsten Wochenende, dem 9. und 10. August, auf einem Acker an der Visselhöveder Straße kurz hinter der Soltauer Stadtgrenze an. Dahinter steckt kein neues Konzept zur Direktvermarktung und auch keine Gewinnabsicht, betont Precht. Bei einem Abgabepreis von einem Euro pro Kilo wäre es angesichts des Aufwands auch kein lohnendes Geschäft.
Es ist gewissermaßen die Freiland-Fortsetzung von „Soltau zeigt sich grün“ in der Alten Reithalle aus dem Frühjahr. Bei dieser vierten Auflage der Veranstaltungsreihe „Soltau zeigt sich…“ zu wechselnden Mottos stellten Anfang März 15 Aussteller ihre Angebote und Ideen zu Nachhaltigkeit und umweltbewusstem Handeln vor. Veranstalter war die Stadt, organisiert wurde das Event unter Federführung der Gleichstellungsbeauftragten Alice Petrik ehrenamtlich von mehreren engagierten Frauen.
Auch Precht war dort vertreten, jedoch nicht mit Informationen über Heidekartoffeln, sondern über Blühstreifen und -wiesen. Grundsätzlich lege er zehn bis zwölf Hektar Blühflächen an, die Insekten Nahrung geben sollen. Dass es dafür zum Teil Ausgleichszahlungen aus Förderprogrammen gibt, unterschlägt er nicht, betont aber, dass er das auch tue, „weil mir Insekten wichtig sind“. Mit Petrik vereinbarte Precht einen „Nachklapp“ zur Kartoffelernte. Ab 2017 hat der heute 35-Jährige den Familienbetrieb in einem dreijährigen Prozess von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft umgestellt. Er bewirtschaftet ihn seitdem mit den Schwerpunkten Ackerbau und Schweinehaltung nach Bioland-Kriterien ohne Einsatz von chemischem Dünger oder Pflanzenschutz.
Es ist nicht die erste Kartoffel-Selbsternte. Bereits vor fünf Jahren hat er eine an zwei August-Wochenenden veranstaltet. Die Aktion nahe der Frielinger Hofstelle stieß auf gute Resonanz. Außer der Möglichkeit, selbst einmal naturnah zu ernten, nutzten fast alle Besucher die Gelegenheit, sich mit Precht über seinen Beruf allgemein und speziell zu Bio-Landwirtschaft auszutauschen.
Die jetzt ausgesuchte Ackerfläche liegt nur etwa 300 Meter hinter dem Soltauer Ortsschild. So kann sich Precht vorstellen, dass das Interesse noch größer und der Austausch zwischen Stadt- und Landbevölkerung intensiver sein wird als bei der Premiere.