Wenig Hoffnung auf schnelle Besserung

Die Petition der Bahnhofsinitiative Wintermoor für konkrete Maßnahmen zur Stärkung des Schienenverkehrs auf dem Heidekreuz erhielt weniger Zuspruch als von den Initiatoren erhofft. Bei mindestens 5000 Mitunterzeichnern hätte es in Hannover eine öffentliche Debatte im Landtag gegeben, hätten die Petenten die Chance gehabt, ihr Anliegen gegenüber allen Fraktionen vorzutragen, sich die Antwort der rot-grünen Landesregierung anzuhören und darauf etwas zu erwidern. Inzwischen ist die Zeichnungsfrist abgelaufen. Die Eingabe an den Landtag befindet sich jetzt im Status „in Bearbeitung“, sie erhielt am Ende 2043 Unterstützungsunterschriften.

Der Petitionsausschuss wird sich gleichwohl ernsthaft mit den vorgetragenen Argumenten befassen müssen, die Einreicher haben Anspruch auf eine inhaltlich begründete Stellungnahme. Doch es wäre eine Überraschung, sollte die Landesregierung die Vorschläge umsetzen. Die Böhme-Zeitung hat bei der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) nachgefragt, ob man den Ideen aus Wintermoor etwas abgewinnen kann. Und die Antwort fällt deutlich aus.

Landesbehörde „mit der Situation überhaupt nicht zufrieden“

„Wir verstehen absolut, dass die Fahrgäste Verbesserungen fordern“, erklärt LNVG-Sprecher Dirk Altwig, „auch wir sind mit der Situation auf dem Heidekreuz überhaupt nicht zufrieden“. Die in der Petition gemachten Verbesserungsvorschläge habe man sich „natürlich ernsthaft angesehen“, versichert er. Doch die Hoffnung der Petenten, die Zuverlässigkeit des Schienenverkehrs im Heidekreis durch Veränderungen im Fahrplan wesentlich verbessern zu können, teilt man bei der LNVG offenbar nicht. „Am Fahrplan hängt es nicht alleine“, so der Behördensprecher.

Die Petition schlägt unter anderem einen fahrplanmäßigen Zeitpuffer der häufig verspäteten Linie RB 38 (Hannover-Buchholz/Hamburg) im Bahnhof Soltau vor. Sei es durch eine reguläre 20-minütige Standzeit des Zuges oder oder durch eine Teilung der Gesamtstrecke mit Soltau als Umsteigebahnhof. Die LNVG lehnt beide Ideen ab. Eine verordnete Standzeit zum Ausgleich von bis dahin bereits entstandenen Verspätungen „würde die Gesamtstrecke nicht stabilisieren“, heißt es. Denn durch die verlängerte Fahrtzeit würden sich die Wendezeiten der Pendelzüge in Buchholz beziehungsweise Hamburg-Harburg entsprechend verkürzen. Es fände somit nur eine Verlagerung statt, der Gesamtpuffer im Fahrplan bliebe gleich. Zudem sei eine 20-Minuten-Standzeit in Soltau nicht möglich, umsetzbar seien maximal zwölf Minuten je Richtung. Und wenn die Züge in Soltau enden würden? „Die Strecke würde für Fahrgäste deutlich unattraktiver, wenn sie viele Direktverbindungen innerhalb des Landkreis Heidekreis verlieren würde“, gibt die LNVG zu bedenken. Zudem bräuchte man dafür zusätzliche, besonders spurtschnelle Fahrzeuge, „die stehen uns derzeit nicht zur Verfügung“.

Nicht einmal Anbindung an den schnellen Metronom soll möglich sein

Auch die vorgeschlagene Anbindung der RB 38 an die schnelleren der beiden Metronom-Varianten von Buchholz nach Hamburg lässt sich aus Sicht der LNVG nicht realisieren. „Hier wäre eine längere Wartezeit in Soltau einzuplanen, um Anschluss in Buchholz an die RE 4 zu bekommen. Das würde dazu führen, dass ein Stundentakt nicht zu fahren ist, ohne zusätzliche Fahrzeuge und Personal für die RB 38 bereitzustellen.“

Sympathie bekundet die LNVG einzig für den Vorschlag, Start-Züge auch werktags bis Hamburg-Harburg durchlaufen zu lassen und somit den Umstieg in den Metronom in Buchholz überflüssig zu machen. „Wir halten das für absolut sinnvoll, es würde für die Fahrgäste einen Qualitätsgewinn bedeuten“, so Behördensprecher Altwig. Das Land bemühe sich bereits um dieses Thema. Allerdings verhindere der dichte Güterverkehr auf dem Abschnitt zwischen Buchholz und Hamburg derzeit noch die Realisierung. Das werde sich ändern – aber erst ab Anfang der 2030er Jahre, wenn Verkehrsströme durch das geplante neue Überwerfungsbauwerk in Meckelfeld flüssiger aneinander vorbeigeführt werden können. Ein Überwerfungsbauwerk führt eine Bahnstrecke über eine parallel verlaufende andere Bahnstrecke, ganz ohne Weichen und Wartezeiten.

Auch andere von der LNVG in Aussicht gestellte Verbesserungen auf dem Heidekreuz verlangen Bahnkunden vor allem Geduld ab, weil sie erst in Jahren wirksam würden. „Wir planen ab 2029 den Einsatz von Batterie-Fahrzeugen auf dem Heidekreuz“, erläutert Altwig. „Die überbrücken Abschnitte ohne Oberleitung mit Akku und fahren sonst mit Stromabnehmer. Diese Züge sind spurtstärker als Dieselmodelle und können deshalb bei Verspätungen wieder etwas Zeit herausfahren, das wird die Anschlusssicherheit und Pünktlichkeit verbessern. Hierfür sind Oberleitungen im Bereich Soltau nötig, die derzeit geplant werden.“

Der Behördensprecher äußert sich auch zur Möglichkeit, den regulär bis Ende 2029 laufenden Verkehrsvertrag des Landes mit dem Streckenbetreiber Start wegen dauerhafter Schlechtleistung vorzeitig aufzukündigen. Dies hatte zuletzt erneut der Fahrgastverband Pro Bahn gefordert (BZ vom 22. Juli). Nach bereits erfolgten Abmahnungen sei das inzwischen „eine denkbare rechtliche Option“, räumt die LNVG ein. Jedoch verfüge kein anderes Bahnunternehmen ad hoc über genügend Personal und Instandhaltungskapazitäten, um das Netz kurzfristig zu übernehmen und reibungslos zu betreiben. Ausgesprochen wird die juristisch mögliche Vertragskündigung daher trotz aller Mängel am Ende wohl nicht. Das Land scheint stattdessen weiter darauf zu setzen, durch Druck auf den Streckenbetreiber innerbetriebliche Verbesserungen zu erreichen. „Wir sind nach wie vor in sehr ernsten Gesprächen mit der Geschäftsführung von Start“, heißt es dazu von der Landesbehörde.