Soltau rückt Demenz in den Mittelpunkt

Bei Demenz verschlechtern sich die geistigen Fähigkeiten bis hin zum völligen Verlust. Um Betroffenen und Angehörigen zu helfen, planen für die Stadt Soltau Karl Beck (von links), Karsten Brockmann, Sandra Schröder und Dagmar Phillips eine Informationsmesse. Foto: at

Auf dem Weg zur demenzsensiblen Kommune ist die Stadt Soltau. Im Rahmen der alljährlichen Woche der Demenz rückt am 28. September das Thema noch stärker in den Vordergrund. In der Alten Reithalle präsentiert sich ein Netzwerk von Vereinen, Verbänden und Organisationen bei einer Informationsmesse unter dem Motto „Leben mit Demenz, Leben im Alter“.

Demenz ist eine Volkskrankheit, sagt Karl Beck, der sich seit gut drei Jahren im Seniorenbeirat für eine stärkere Beachtung des Themas engagiert. „Da kommt etwas auf unsere Gesellschaft zu“, betont er mit Blick auf die wissenschaftlichen Prognosen, die gesellschaftspolitische Aufmerksamkeit erforderten. Erkrankte müssten aus der Tabuzone geholt und besser unterstützt werden. Zwar gebe es bereits Netzwerke, „aber das Geschehen findet in den Kommunen statt“. Dort müsse ein breites Hilfesystem aufgebaut werden.

In Soltau hat sich inzwischen eine Selbsthilfegruppe gegründet, geleitet von der Ärztin und Seniorenbeiratsmitglied Dagmar Phillips. Sie berichtet, dass es schwer sei, Betroffene zu erreichen. Viele schämten sich noch, anderen fehle die Einsicht in die Möglichkeit, in einer Selbsthilfegruppe unterstützt zu werden. Daher stünden die Angehörigen im Mittelpunkt, „die, die sich kümmern müssen und oft erschöpft sind.“

Um die 20 Menschen kommen in der Selbsthilfegruppe zusammen: „Der Bedarf, sich auszutauschen, ist groß.“ Einzelne Teile des Netzwerks funktionierten bereits, müssten aber enger verknüpft werden, findet Phillips.

Das betont auch Bürgermeister Karsten Brockmann: „Ziel der Infomesse in der Alten Reithalle ist es, solche Verknüpfungen zu schaffen.“ Rund 30 Mitwirkende haben dafür zugesagt. Jede volle Stunde gibt es einen Aktivteil mit Tanz, Sport oder Musik. „Wir wollen auch Besucher ansprechen, die nicht betroffen sind“, erklären Beck und Sandra Schröder von der Fachgruppe Soziales. Es gehe zudem darum, über Hilfen in der Nachbarschaft zu informieren, Menschen für ehrenamtliche Unterstützung zu gewinnen.

Aber auch weitere Punkte wollen die Seniorenbeiräte Beck und Phillips künftig stärker in den Mittelpunkt rücken, wie Orientierungspunkte in der Innenstadt zu schaffen oder Verkäuferinnen und Verkäufer im Umgang mit Demenzkranken zu sensibilisieren. „Damit es selbstverständlich wird, dass es Menschen mit Demenz gibt“, sagt Phillips. Wenn die Gesellschaft offener sei, brauche es auch keine Diskussionen über ein Pflichtjahr für Senioren, wie es Ökonom Marcel Fratzscher vorgeschlagen hat. Die Infomesse Ende September soll dafür einen Impuls geben.