Regierung soll Maßnahmen für das Heidekreuz ergreifen
Grant Hendrik Tonne ist enttäuscht von der Deutschen Bahn. Weil die im ersten Quartal 2025 dort weitermacht, wo sie 2024 aufgehört hat: Mit Rekordwerten bei der Unpünktlichkeit im Fernverkehr. „Damit das Reisen mit der Bahn wieder attraktiver wird, sollte Pünktlichkeit wieder ein sichtbares Kennzeichen des Schienenverkehrs werden“, schreibt der neue Verkehrsminister dem Staatskonzern mit Hauptsitz in Berlin ins Stammbuch. „Wir in Niedersachsen haben die klare Erwartungshaltung, dass die Fahrpläne auf Basis der vorhandenen Infrastruktur geplant werden und dass Kapazitätsengpässe umgehend beseitigt werden“, zeigt sich der SPD-Mann energisch.
Es bleibt zu hoffen, dass er sich mit gleicher Ungeduld auch dem Bereich des Schienenverkehrs zuwenden wird, für den sein Ministerium originär zuständig ist: dem Regionalverkehr. Dort droht auf dem Heidekreuz erneut ein Sommer des Missvergnügens, mit überfüllten Waggons, massiven Verspätungen und Zugausfällen. Der Streckenbetreiber Start Niedersachsen Mitte selbst rät Fahrgästen der Linien RB 37 (Uelzen-Bremen über Munster und Soltau) und RB 38 (Hannover-Buchholz/Hamburg), im Juli „nach Möglichkeit auf alternative Verbindungen auszuweichen“. Hintergrund sind Instandhaltungs- und Gleisarbeiten, die zu Zugausfällen führen, sowie begrenzte Kapazitäten und Zeitverluste im Ersatzverkehr mit Bussen.
Aber auch unabhängig von den aktuellen Baumaßnahmen und saisonalen Sondereffekten wie Fahrradtouristen und dem sommerlichen Ansturm Jugendlicher zum Heide-Park ist der Schienenverkehr auf dem Heidekreuz chronisch unzuverlässig und pannenanfällig. „Seit über drei Jahren fallen auf der Heidebahn regelmäßig Züge aus oder die Züge fahren unpünktlich mit Verspätungen von bis zu 25 Minuten“, lautet die ernüchternde, auch durch eine selbst geführte Bahnstatistik unterfütterte Bilanz der Wintermoorer Bahnhofsinitiative (WBI). „Eine Anreise zur Arbeit, zur Schule, zu den Flughäfen oder in den Urlaub ist nicht mehr gewährleistet. Die Verbindungen beim Umstieg in Buchholz werden größtenteils nicht erreicht.“ Die WBI und der örtliche CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Karl-Ludwig von Danwitz nehmen die Missstände nun zum Anlass, den Druck auf die rot-grüne Landesregierung mittels einer an den Landtag gerichteten Petition zu erhöhen. Der Oppositionspolitiker fordert Maßnahmen ein, die wirklich etwas bringen. „Es kann nicht sein, dass Züge unpünktlich, unvollständig oder gar nicht fahren“, sagt er und will sich nicht mit dem trüben Status quo auf dem Heidekreuz abfinden. „Die Menschen haben ein Recht auf verlässlichen Nahverkehr.“ Die offene Petition kann sechs Wochen lang online unterzeichnet werden. „Ich fordere alle Betroffenen auf, das zu tun“, so Danwitz.
„Lange genug gewartet“
Ab August gibt es wieder einen festen Standortleiter für Start Niedersachsen Mitte, die eingetretene Vakanz ist dann beendet. Doch auf die Frage, ob der oder die Neue „die Wende schafft“ (BZ vom 20. Juni), möchten sich die Initiatoren einer Petition an den Landtag gar nicht erst einlassen. Ihre Geduld mit der DB-Tochter ist aufgebraucht. Man habe „lange genug gewartet“, findet Danwitz. Im Petitionstext der Wintermoorer Bahnhofsinitiative heißt es, dass als Grund für die Unzuverlässigkeit des regionalen Schienenverkehrs „auch ein Managementproblem vermutet“ werde. Man setzt nicht mehr auf das Unternehmen. Gefordert sei die Landespolitik.
Die Petition verlangt konkrete Maßnahmen für mehr Zuverlässigkeit auf den Linien RB 37 und RB 38. Konkret geht es um die Einrichtung eines Zeitpuffers in Soltau von etwa 20 Minuten, um das leidige Problem der verspäteten Gegenzüge aus Hannover zu vermeiden, die auf eingleisiger Strecke zu Wartezeiten und Verspätungen führen.
Soltau könnte wieder Umsteigebahnhof werden
Da viele Fahrgäste aus Hannover und dem südlichen Heidekreis nur bis maximal Soltau fahren, Nordkreisler wiederum oft nach Hamburg beziehungsweise von Soltau startend in Richtung Hannover, würde die Zwangspause am Bahnhof keinen allzu großen Frust verursachen, so das Kalkül. Alternativ wird angeregt, dass Soltau wieder Umsteigebahnhof auf der Strecke Hannover-Hamburg werden könnte, auch das würde die Situation entzerren.
Weitere Forderungen betreffen die Verlegung der Kreuzung gegenläufiger Züge von Handeloh zum Bahnhof Schneverdingen und die Anbindung der Linie RB 38 in Buchholz/Nordheide an den schnelleren der beiden Metronom-Züge. Bislang ist der Anschlusszug regelmäßig der mit den zusätzlichen Zwischenhalten, was für das Gros der Fahrgäste, die nach Hamburg wollen, ein unnötiger Zeitfresser ist.
Derweil führt die DB InfraGo in den Sommerferien auf den Linien RB 37 und RB 38 Bauarbeiten durch. Das erfordert Fahrplanänderungen und den Ersatzverkehr mit Bussen, teilt Start mit. Vom 3. bis 30. Juli ist der Streckenabschnitt zwischen Soltau und Bremen nur eingeschränkt befahrbar. Die RB 37 verkehrt dann etwa nur zwischen Uelzen und Soltau beziehungsweise Visselhövede. Und die RB 38 verkehrt vom 10. Juli bis 13. August nur zwischen Walsrode und Buchholz/Hamburg-Harburg. Zwischen Walsrode und Bennemühlen wird ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, Fahrräder können nicht mitgenommen werden.