Tiefe Geothermie in Muntser: Statt 30 jetzt nur noch 7 Millionen Euro

Munsters Stadtwerke- und Heide-Geo-Chef Jan Niemann (links) mit dem Deutschland-Chef des Energiekonzerns Exxon-Mobil, Jens-Christian Senger, bei der offiziellen Übergabe des Bohrplatzes am Dienstag. Foto: bk

Jan Niemann, Munsters Stadtwerke- und Heide-Geo-Chef, kommt im Exklusivgespräch mit der BZ ohne Umschweife auf den Punkt: „Wir können nicht nur eine, sondern beide Bohrungen von Exxon-Mobil auf dem Bohrplatz für die tiefe Geothermie nachnutzen.“ Was zunächst banal klingt hat eine millionenschwere Auswirkung – und zwar im besten Sinne. Normalerweise kostet nach aktuellem Stand eine Bohrung in die Tiefe von rund 4500 Meter rund 15 Millionen Euro, 30 Millionen Euro also zur Herstellung einer sogenannten Dublette. Aus einer Bohrung wird heißes Thermalwasser gefördert, überirdisch die Wärme über einen Wärmetauscher abgegriffen und das abgekühlte Wasser dann in die zweite Bohrung wieder auf das Ausgangsniveau versenkt.

Die Stadtwerke Munster-Bispingen haben aber über ihre 100-prozentige Tochter, die Heide-Geo GmbH, von Exxon auch die zweite Bohrung übernommen. Das Unternehmen verfügt damit über die offene Bohrung Munster Südwest Z3 und die bereits verfüllte Bohrung Munster Nord Z2. Beide Bohrungen liegen nur wenige Meter voneinander entfernt.

„Wir können mit dem Zuschuss des Landes, den 7 Millionen Euro, beide Bohrungen abarbeiten“, verkündet Niemann so etwas wie einen ökonomischen Jackpot. „Vielleicht auch für weniger“, setzt Niemann noch nach. Die zweite Bohrung muss nur in den oberen Metern geöffnet werden. Dort sitzt ein Betonpfropfen, dann würde die Rohrung nach oben verlängert, anschließend der „Schmodder“ aus der Bohrung geholt. Dann wäre die Bohrung nutzbar.

Doch damit nicht genug: Das Bohrunternehmen KCA-Deutag, das über ein Ausschreibungsverfahren gerade erst den Zuschlag erhalten hat, kann beide Bohrungen ohne Verzögerungen in einem Zeitfenster abarbeiten und zwar schon bis Ende 2025.

Damit das enge Zeitfenster klappt, wird die bereits erfolgte Ertüchtigung des Bohrplatzes auf den Sektor der zweiten Bohrung durch I-Bau ausgeweitet. Im Weiteren arbeitet die Heide-Geo nach Ökonomieprinzip. „Wir vertiefen die erste Bohrung noch einmal um einige Meter, um in die Hauptschicht des wasserführenden Gestein zu kommen“, beschreibt Hans-Herbert Achilles, der technische Projektleiter der Heide-Geo. Dann würden noch einmal neue Messwerte gezogen. Überraschungen erwarten Niemann und Achilles dabei nicht. „Es kann eigentlich nur noch besser werden“, so Niemann.

Und auch Exxon-Mobil weiß das nachhaltige Projekt zu würdigen. „Wir freuen uns sehr, mit der Übertragung dieser Bohrung den Ausbau der Erneuerbaren Energien auf kommunaler Ebene zu unterstützen“, so Jens-Christian Senger, Geschäftsführer der Exxon-Mobil Deutschland. Das Unternehmen werde auch künftig seine Expertise auf dem Bohrplatz zur Verfügung stellen. Das Gasförderunternehmen hatte die Bohrungen aufgegeben, nachdem sie „abgesoffen“ waren.