Trassenalternative: Zwischen Menschen- und Naturschutz

Geprüft hat die Bahn auch eine Neubauvariante (2_4, blau) entlang der Bundesstraße 209. Aufgrund der Eingriffe in die Natur – sie führt nördlichen von Schwindebeck über das FFH-Gebiet der Luhe – wurde sie nicht weiterverfolgt. Die Vorzugsvariante in rot kesselt dagegen mehr Ortschaften, die an der A7 liegen, ein. Grafik: BZ

Den sofortigen Stopp der Neubaupläne Hamburg–Hannover hatten die Beteiligten beim Heidegipfel im August in Bispingen gefordert. Die dort verabschiedete „Bispinger Erklärung“ signalisierte: Die Region steht geschlossen gegen die Bahnpläne und für das Alpha-E-Konzept.

Mittlerweile bröckelt dieser Zusammenhalt. Die Kreisverwaltung Harburg hält zwar weiterhin an ihrer ablehnenden Haltung fest. Das Stadtparlament in der Kreisstadt Winsen votierte allerdings kürzlich einstimmig für die Neubaupläne.

Auch die Spitze des Heidekreises bekräftigt zwar die Ablehnung, prüft aber Anpassungen: Landrat Jens Grote erklärte, nicht mehr auf Frontalopposition zu setzen, sondern auf klare Forderungen für die Region an Bund und Land.

Bedingungen der Region

Der Heidekreis und die betroffenen Kommunen Soltau, Wietzendorf und Bispingen haben Bedingungen formuliert, unter denen eine Umsetzung der Neubaustrecke denkbar wäre. Bispingen, das von der neuen Strecke stark betroffen wäre, fordert ausdrücklich die Variante 2_4, um Zerschneidungen von Orten zu vermeiden. Nach der bisherigen Vorzugsvariante würden Hörpel und Volkwardingen zwischen Autobahn 7 und Neubaustrecke regelrecht eingekesselt.

Die Deutsche Bahn hatte Variante 2_4 bereits in der Vorplanung geprüft. Diese Alternative verläuft weiter östlich an Steinbeck vorbei, parallel zur Bundesstraße 209 und entlang der Truppenübungsplätze Munster-Nord und -Süd, bevor sie wieder auf den Verlauf der Vorzugsvariante entlang der A7 trifft.

Vorteil: Das Schutzgut „Mensch“ wäre weniger betroffen, so der Landkreis. Nachteilig sei die stärkere Zerschneidung forstwirtschaftlich genutzter Flächen.

Ein entscheidender Haken: Variante 2_4 führt durch das FFH-Gebiet „Gewässersystem der Luhe und untere Neetze“. Die erheblichen Eingriffe in das Natura-2000-Gebiet könnten ein signifikantes Genehmigungshindernis darstellen. „Die Durchsetzbarkeit der Variante 2_4 ist herausfordernd, aber sie bleibt eine unserer Kernforderungen gegenüber der Deutschen Bahn“, erklärt eine Sprecherin der Kreisverwaltung.

Die Bahn sagt Nein

Vonseiten der Deutschen Bahn wird auf das Natura-2000-Gebiet verwiesen. Auf die Frage, ob diese Variante erneut in die Betrachtung kommen könnte, gibt es ein deutliches Nein. Man müsse eine rechtlich genehmigungsfähige Strecke ins Planfeststellungsverfahren einbringen. Die „B209“-Linie sei aufgrund der umweltfachlichen Nachrangigkeit nicht vorzugswürdig im Sinne des Planrechtes.

Die Bürgerinitiative Unsynn, die seit Jahren gegen den Neubau protestiert, ist über die Neubewertung des Heidekreises insgesamt entsetzt. „Das ist katastrophal. Wir sind stinksauer“, ordnet der Bispinger Stephan Müller das Geschehen als Verrat an der Region ein und fürchtet, dass es jetzt bezüglich der Neubaupläne kein Halten mehr gibt.